"10 Jahre WiF" - Kaum zu glauben, aber "Wir-in-Freilingen" wird in diesen Tagen bereits stolze 10 Jahre alt. Der Geburtstag bietet einen schönen Anlass, um mal einen Blick auf die Anfänge und Entwicklung unserer Seite zu werfen - eine Seite, die über die vielfältigen Ereignisse, Veranstaltungen und Projekte unseres Ortes berichtet, aber auch Artikel zu gemeindeweiten und überregional relevanten Themen bietet. Inzwischen ist Wir-in-Freilingen weit über die Freilinger Dorfgrenzen hinaus beliebt und hat monatlich durchschnittlich mindestens ca. 3.500 Besucher. Zudem hatte unsere Ortsvorsteherin und WiF-Gründerin Simone Böhm gerade erst auch selbst ein kleines Jubiläum zu feiern: 20 Jahre Vereinskartell-Vorsitzende. Zwei gute Gründe für Simon Hellenthal, einmal ein Interview mit ihr zu führen. Sehr interessant!
Simon: Simone, Du kannst auf zwei Jubiläen zurückblicken: 10 Jahre Internetseite Freilingen und 20 Jahre Vorsitzende des Vereinskartells Freilingen. Kaum zu glauben, aber seit dem 19.09.1999 stehst Du dem Vereinskartell vor. Wie bist Du ins Vereinskartell gekommen und was war Dein Antrieb, den Vorsitz auszuüben?
(Logo Vereinskartell Freilingen)
Simone: Eigentlich bin ich ganz zufällig an diesen Posten geraten. Der damalige Vorsitzende Albert Luppertz wollte im Herbst 1999 nach langjähriger, verdienstvoller Tätigkeit für das Vereinskartell vom Vorsitz zurücktreten. Dieser Schritt hatte zum einen gesundheitliche Gründe, war aber zum anderen auch der intensiven Arbeit an der Freilinger Chronik geschuldet. Aus den eigenen Reihen wollte niemand den freiwerdenden Vorsitzendenposten übernehmen, da alle bereits mit den Vorstandsaufgaben in den einzelnen, dem Vereinskartell angeschlossenen Vereinen ausgelastet waren.
Letztlich war es Achim Kremer, damals Vorsitzender des Musikvereins, der mich darauf ansprach, ob ich nicht Interesse an der Vereinskartellsarbeit hätte. Die Idee war ihm bei der Verabschiedung der damaligen Kindergartenleitern Frau Breiner im Rahmen des Sommerfestes des Kindergartens im Juni 1999 bekommen. Auf dieser Veranstaltung hatte ich eigentlich rein zufällig, stellvertretend für die verhinderte Elternratsvorsitzende die Abschiedsrede für die nach 29 Jahren scheidende Leiterin gehalten. Offenbar war man danach in den Reihen des Musikvereins der Meinung, dass ich zumindest in der Lage sei, unterhaltsame Reden zu halten (lacht). Die Anfrage für den Vorsitz im Vereinskartell traf mich danach allerdings etwas unverhofft, zumal ich bis dahin noch nicht einmal einem örtlichen Verein angehörte.
Meine „Nominierung“ war dann deshalb auch auf der Herbstversammlung des Vereinskartells im bisherigen Vorstand des Vereinskartells nicht ganz unumstritten, obschon ich inzwischen dem Musikverein als inaktives Mitglied beigetreten war. Letztlich haben sich dann alle irgendwie überreden lassen: ich, dass ich den Vorsitz übernehme (vielleicht auch aus Unkenntnis des Arbeitsumfangs) und die Mitgliederversammlung, dass ich gewählt werde (wahrscheinlich aus Mangel an Bewerbern für die freigewordene Stelle).
Simon: Gib uns bitte mal einen Einblick in die Arbeit des Vereinskartells und ob bzw. wie sich die Arbeit im Laufe der Zeit verändert hat?
Simone: Das Vereinskartell besteht seit Jahren aus einem tollen, effektiven Team, bei dem ich mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit bedanken möchte: vor allem Peter Reiferscheid als zweitem Vorsitzenden, Rita Ramers als Schriftführerin, Markus Ramers als Kassierer und denen, die immer irgendeinen weiteren Posten und verschiedene Aufgaben übernehmen wie Manfred Ramers, Hubert Schneider, neu dabei Johannes Hilgers und seit Urzeiten dabei vor allem auch Siegfried Bonzelet. Die "Mannschaft" koordiniert und organisiert die verschiedenen Veranstaltungen, sei es für die jährliche Müllsammelaktion, die Freilinger Kirmes, Kunst im Garten, Seniorenfahrt, St. Martin, unsere Nikolaus-to-go Aktion und vor allen Dingen den Adventszauber. Darüber hinaus betreiben wir nach dem ebenfalls vom Verein organisierten Umbau des alten, leerstehenden Kindergartengebäudes offiziell seit 2011 unser Bürgerhaus. Besonders im Hinblick auf diesen Betrieb hat sich die Arbeit in den letzten Jahren wesentlich verändert.
In meinen Vereinskartellsanfängen habe ich die von Albert Luppertz geleistete Arbeit fortgesetzt, auch deshalb, weil ich mich in den Vorsitzendenposten und die damit verbundenen Aufgabenbereiche erst einmal einarbeiten musste. Nach und nach mussten aber Änderungen eingeführt werden, nicht zuletzt aufgrund des demografischen und damit auch gesellschaftlichen Wandels. So fand ab 2005 kein Basar mehr in Freilingen statt, der bis dahin vom Pfarrgemeinderat im Jugendheim zu Gunsten der Leprahilfe abgehalten wurde. Dennoch wollten wir eine adventliche Veranstaltung in Freilingen anbieten, so dass wir auf die Idee kamen, einen „Adventskaffee“ mit Verlosung zu organisieren, vor allem auch zur Finanzierung des Umbaus des alten Kindergartengebäudes. Erstmalig fand der Adventskaffee 2008 dann in dem noch leerstehenden alten Kindergartengebäude statt, später während der Umbauphase des Kindergartens im neu errichteten Feuerwehrgerätehaus.
(Adventskaffee 2010 im Feuerwehrgerätehaus)
Inzwischen hat sich diese Veranstaltung zum „Adventszauber“ gewandelt, der alle Generationen anspricht. Auch die Preise bei der Verlosung haben sich gemausert (lacht).
Eine andere Veränderung ergab sich vor allem auch bei der Nikolausveranstaltung, die früher immer im Saal von Meiershof stattfand. Nach der Schließung des Kindergartens in Freilingen fiel ein Programmpunkt für diese Veranstaltung weg, da die Kinder immer für einen Teil des Rahmenprogramms gesorgt hatten. Außerdem waren auch einfach zu wenig Kinder da, die diese Veranstaltung besucht hätten. So entschieden wir uns 2007 dazu, den mobilen Nikolaus für zu Hause anzubieten. Dies hat sich inzwischen etabliert.
Eine andere wesentliche Änderung betraf die Kirmes, bei der wir 2006 die bis dahin auf zwei Tage verteilten Aktionen Hahneköppen und Häusertaufen auf den Kirmesmontag mit anderen Regeln zusammengefasst haben mit einer speziellen Kirmesabschlussveranstaltung ab 18.00 Uhr. Auch dies war eine notwendige, aber auch für die traditionelle Veranstaltung förderliche Entscheidung, wie man sich alljährlich auf den Kirmesbildern ansehen kann (lacht).
Was im Gegensatz zu früher heute nahezu „ausgestorben“ ist, sind die Fackelzüge anlässlich von Gold- oder Diamanten Hochzeiten. Das liegt aber nicht unbedingt an der Zahl der Ehejubiläen oder dem Gesundheitszustand der Jubilare, sondern eher daran, dass dieser „Trubel“ um das Fest scheinbar aus der Mode gekommen ist.
Simon: Was war für Dich die besonderste und schönste Veranstaltung bzw. Aktion des Vereinskartells?
Simone: Eine besondere Aktion im Rahmen des Vereinskartells war sicherlich das Angebot des Senioren-Computer-Kurse im Bürgerhaus. Damit konnten wir 2012 und 2013 über 30 Senioren bzw. Internetneulingen den Einstieg in das Word-Wide-Web erleichtern.
(Start des Seniorencomputerkurs im Bürgerhaus 2012)
Ganz besonders interessant fand und finde ich auch die naturkundlichen Wanderungen mit Prof. Dr. Wolfgang Schumacher, die wir bereits dreimal durchgeführt haben. Dadurch bekommt man einen ganz anderen Blick auf unsere wundervolle Natur vermittelt, und das in der Regel sehr humorvoll. Ein besonderes Highlight war sicherlich auch die Krimilesung mit Ralf Kramp im Zuge der Einrichtung der Freilinger Bücherbude, die 2013 im Bürgerhaus auf großen Anklang fand. Übrigens bieten wir auch 2020 wieder eine Krimilesung mit dem beliebten Eifeler Autor an. Den Termin Sonntag, 15.11.2020 kann man sich schon einmal vormerken.
Aus „ökologischer“ Sicht ganz besonders war die 2002 erstmalig durchgeführte Tassensammlung (2004 auf Teller ausgeweitet). Seit diesem ersten Aufruf sind dem Vereinskartell Jahr für Jahr unzählige Tassen und Teller gespendet worden, die seitdem auf allen Veranstaltungen des Vereinskartells zum Einsatz kommen, ergänzt durch das Besteck, dass wir Second Hand erworben haben. Dadurch wurde sicherlich schon einiges an Müll eingespart.
Die schönste Veranstaltung des Vereinskartells vom Ambiente her ist sicherlich „Kunst im Garten“, die das Vereinskartell seit 2013 zusammen mit Michael Hermanns organisiert. Es ist einfach sehr gemütlich und entspannend, auf dem grünen Dorfplatz zwischen den Bäumen und Sträuchern Kunst und Kunsthandwerk zu genießen, und das bisher meistens bei schönstem Sommerwetter (s. Bericht über Kunst im Garten 2019).
Simon: Mit welchen Schwierigkeiten oder Problemen hatte das Vereinskartell, wenn überhaupt, die letzten 20 Jahre zu tun?
Simone: Ich will es mal als Veränderung bezeichnen, die gewisse Anpassungen auch im Verein erforderlich machten. Früher lebten die traditionellen Feste im Dorf auch davon, dass das Veranstaltungs- und Freizeitangebot allgemein überschaubar war. Heute ist der Terminkalender der Leute prall gefüllt mit persönlichen Terminen und anderweitigen Angeboten. Außerdem konkurrieren die Veranstaltungen mit der Couch und dem TV- bzw. Internetangebot. Da muss man sich als Veranstalter immer wieder etwas Neues bzw. Besonderes einfallen lassen.
Zum anderen leiden die Vereine heute insgesamt aber auch darunter, dass sich immer weniger Menschen ehrenamtlich im Verein, geschweige denn in der Vorstandsarbeit engagieren wollen. Letztlich bleibt vieles immer wieder auf denselben Schultern liegen, was natürlich die Gefahr birgt, dass auch hier die Freude an der Ehrenamtsarbeit irgendwann nachlässt. Vielfach würde es schon helfen, wenn der Aufwand dadurch honoriert würde, dass man an den Veranstaltungen einfach teilnimmt und damit zeigt, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Schließlich kommen alle Einnahmen bei den verschiedenen Aktionen dem Bürgerhaus und den Aktionen für das Dorf (Seniorenfahrt, Nikolaus usw.) zugute.
Simon: Wie siehst Du die Zukunft des Vereinskartell Freilingen?
Simone: Eine Herausforderung ist es sicherlich, neue Unterstützer für die Vereinskartellsarbeit zu gewinnen. Das muss nicht unbedingt mit einer Mitgliedschaft im Verein verbunden sein. Schließlich kann man sich auch veranstaltungsbezogen engagieren. Ich lade jeden herzlich ein, einmal einen kleinen Dienst für das Vereinskartell zu übernehmen, z.B. beim Kuchenverkauf oder Aufbauten. Das bedeutet ja nicht nur Arbeit, sondern macht ja auch Spaß (lacht).
Wie lange ich noch Vorsitzende im Vereinskartell bleibe, kann ich jetzt noch nicht sagen. Bei der Übernahme des Postens 1999 hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal auch nur annähernd so lange den Vorsitz innehaben könnte wie Albert Luppertz, der 22 Jahre lang Vorsitzender des Vereinskartells war und für mich als Kind schon als Synonym für diesen Verein galt.
(Albert Luppertz)
Jetzt habe ich natürlich den Ansporn, ihn zu übertreffen, so dass ich auf jeden Fall noch zwei Jahre im Amt bleiben werde, zumal wir gerade erst Neuwahlen hatten (lacht). Überdies sagte jemand vor kurzem folgendes zu mir: „Es ist schade, dass Du als Ortsvorsteherin aufhörst, aber Hauptsache ist, dass Du im Vereinskartell weitermachst“. Dies spiegelt ein wenig auch die Arbeitsverteilung in den und die Bedeutung der beiden Ämtern wider (lacht).
Simon: 2009 wurde unsere Seite Wir-in-Freilingen entwickelt und ging dann 2010 an den Start. Wie kam die Idee zu einer Freilinger Internetpräsenz auf?
Simone: Im November 2009 wurde ich nach der Kommunalwahl offiziell zur Ortsvorsteherin von Freilingen ernannt. Von Anfang an schwebte mir vor, die Arbeit im Vereinskartell und im Ortsvorstand zu kombinieren bzw. Synergieeffekte zu nutzen. Ein Punkt war für mich dabei vor allem die schnelle, zeitnahe Information der Freilinger Bevölkerung über aktuelle Themen, Veranstaltungen oder Entwicklungen. Auch sollte ein Ort des "Austauschs" entstehen, in vielerlei Hinsicht.
Das Internet bot für mich dafür die beste Plattform, so dass ich meinen Sohn mit der Einrichtung der Freilinger Internetseite beauftragte.
Simon: Wie sah die Entwicklungsarbeit an der Seite aus?
Simone: Da die Entwicklung der Seite nicht allzu viel kosten sollte, suchten wir einen günstigen Weg, die Internetseite zu entwickeln und einzurichten. Dies geschah damals in Eigenarbeit mit eigenen Mitteln, so dass die Seite anfangs auch noch ziemlich laienhaft aussah. Dennoch war ich mit dem Ergebnis erst einmal sehr zufrieden, da der Anfang gemacht war und das ohne großen Kostenaufwand. Nach gut zweimonatiger "Bastelphase" ging die neue Internetseite von und für Freilinger am 23. Januar 2010 offiziell an den Start. Der erste Bericht am 24. Januar war übrigens die Begrüßung von zwei neuen Freilinger „Mitbürgern“, die am 22. und 23. Januar auf die Welt gekommen waren, allerdings noch ohne aktuelle Bildbelege. So schnell waren wir mit unserer Berichterstattung noch nicht (lacht).
(Startseite von WiF im September 2012)
Simon: Wir-in-Freilingen hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt, auch was die Reichweite und Leserzahlen anbelangt. Beschreib uns bitte mal diese Entwicklung und gib uns dazu ein paar statistische Zahlen.
Simone: Die Seite ist von Anfang an ständig und schnell weiterentwickelt worden, sowohl im Hinblick auf das Layout, als auch in technischer Hinsicht. Aus der praktischen Erfahrung ergaben sich immer weitere Rubriken, die wir nach und nach eingebaut haben, z.B. den Marktplatz, den Service rund um das Bürgerhaus, das Buchungsportal für das Dorfautoprojekt oder zuletzt das Archiv. Bereits Mitte 2010 bist Du ja als erster „externer“ Mitarbeiter hinzugekommen, zunächst mit ersten Interviews, später sogar mit einer eigenen Rubrik. Das ist auch für die Besucher der Seite interessanter, wenn mal jemand anderes die Berichte verfasst.
(Startseite von WiF April 2014)
Was die Entwicklung der Besucherzahlen angeht, war ich selber überrascht und natürlich erfreut. Ganz am Anfang hatten wir täglich im Höchstfall ca. 30 Besucher am Tag. Im ersten Jahr konnten wir so rund 9.000 Besucher verbuchen. Das hat sich allerdings ganz schnell gesteigert. Dies hing damit zusammen, dass wir mehrere überregional interessante Berichte über unseren Bundesligafußballer Fabian Giefer und unseren „The voice of Germany“-Kandidaten und späteren „Sohn Mannheims“ Dominic Sanz veröffentlicht haben. Da schnellten die Besucherzahlen nach jedem Bericht, in dem es um die beiden ging, sprunghaft nach oben in satte vierstellige Bereiche. Mittlerweile greifen an „normalen Tagen“ durchschnittlich um die 100 Besucher täglich auf die Seite zu. In den letzten Jahresbilanzen liegen wir bei ca 50.000 Zugriffen. 2019 waren es sogar rund 57.000, das ist rekordverdächtig. Das macht schon stolz und zeigt, dass das Angebot der Internetseite angenommen wird.
(Entwicklung der Besucherzahlen von WiF in den letzten 5 Jahren)
Der Artikel mit den meisten Aufrufen ist übrigens die 1. April Geschichte um die Entdeckung des Grottenolms im Freilinger Kanalsystem im Rahmen der Sanierung der Ortsdurchfahrt. Dieser „Bericht“ wurde bis zum heutigen Tag 38.172 mal aufgerufen, der Google-Suchmaschine sei Dank. Apropos Suchmaschine. Es ist sehr amüsant zu sehen, mit welchen Suchanfragen manche Leute über Google auf unserer Seite landen. So war z.B. sogar einmal die Anfrage „Fabian Giefer The Voice of Germany?“ dabei. Daraus haben wir dann natürlich auch wieder einen Bericht gemacht (lacht).
Simon: Die Seite ist auch in den sozialen Medien bei Twitter und mit einer Facebookseite mit über 500 Followern vertreten. Welchen Stellenwert hat das für WiF?
Simone: Facebook ist für die Internetseite von ganz großer Bedeutung. Durch die Verlinkung der Berichte auf den sozialen Medien steigern wir die Aufmerksamkeit für unsere Seite und erreichen durch die nicht zu verkennende Verbreitungsmöglichkeit der Berichte Menschen, die sich sonst nie auf WiF verirren würden. Insgesamt kamen 2019 über die sozialen Netzwerke 22 % der Besucher auf unsere Seite.
Simon: Was ist Dir persönlich am wichtigsten bei Wir-in-Freilingen?
Simone: Mir persönlich ist es wichtig, dass wir regelmäßig neue Berichte einstellen, um die Seite aktuell zu gestalten. Es gib nichts Uninteressanteres für Besucher einer Internetseite, als überalterte und schlecht gepflegte Inhalte. Manchmal werden an einem Tag mehrere neue Artikel veröffentlicht. Es kommt allerdings auch vor, dass mehrere Tage zwischen den letzten Veröffentlichungen liegen. Letztlich ist es wie in einer Lokalredaktion einer Zeitung: man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen, um die Nutzer bei Laune zu halten. Allerdings hängen bei uns keine Arbeitsplätze, Gehälter oder Werbeeinnahmen an dem System, so dass wir nicht auf Teufel komm raus irgendetwas einstellen müssen (lacht). Das hält das Niveau und die Relevanz der Berichte auf einem bestimmten Level, was mir ebenfalls sehr wichtig ist. Ich ärgere mich oft genug darüber, welcher uninteressante Blödsinn manchmal in der Zeitung steht. Aber das liegt natürlich auch immer im Auge des Betrachters...
Simon: Wir-in-Freilingen hat neben Dir auch weitere Mitarbeiter, schon mal Gastautoren und Fotografen, die regelmäßig Fotos von den zahlreichen dörflichen Veranstaltungen beisteuern. Welche Bedeutung hat das?
Simone: Mittlerweile haben wir mit Dir und Mario Maur neben verschiedenen Gastschreibern weitere Ehrenamtler gewinnen können, die sich regelmäßig bei WiF einbringen. Das ist mir ganz wichtig, weil jeder einen unterschiedlichen Schreibstil hat und eine andere Darstellung der Dinge manchmal sehr erfrischend ist und Abwechslung schafft. Ohne die Mitarbeit bzw. Zuarbeit der Fotografen könnte die Seite gar nicht betrieben werden, da viele Berichte (vor allem über die großen Veranstaltungen wie Karneval und Kirmes) von den Bildern leben. Unbebilderte Texte könnten niemals das vermitteln, was mittels der Fotos dargestellt wird.
Überdies gäbe es auch sonst keine Rubrik Fotogalerie, die einen wesentlichen Teil unserer Archivarbeit ausmacht. Ich kann mich daher nicht oft genug bei den verschiedenen Fotografen, vor allem Dirk Lohmann, Erwin Mungen und Rolf Dülsner bedanken, die eine unschätzbare Zuarbeit leisten. Sie alle bringen nicht zuletzt aufgrund ihres Equipments eine hohe Professionalität beim Fotografieren mit, die meinen wenigen Fotos oftmals fehlt (lacht). Ich freue mich aber natürlich auch über jeden Schnappschuss aus Freilingen, der mir zwischendurch jemand anderes zuschickt.
(Freilingen im Nebel - Foto von Frank Schomers)
(Freilingen bei Nacht - Aufnahme von Romy Zavelberg vom 30.12.2019)
Auch würden wir uns über jeden freuen, der bei der Seite einmal mitarbeiten möchte. Vielleicht hat ja jemand Lust.
Simon: Die Internetpräsenz von Freilingen wurde in erster Linie ja für die ortsansässigen Bürger ins Leben gerufen. Inwieweit beeinflusst WiF deiner Meinung nach das Zusammenleben und die Ortsentwicklung mit?
Simone: Ich glaube schon, dass die Internetseite ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl fördert, gerade auch durch die gedruckten Jahresrückblicke. Wenn man erkennt, was alles so in Freilingen geschieht und angeboten wird, dann kann das die Bevölkerung schon stolz machen und auch diejenigen einbinden, die sich bisher nicht im Ort engagiert haben. Manche Diskussionen zu bestimmten Themen, die auf der Internetseite behandelt werden, werden zwar auch sehr kontrovers geführt, aber das zeigt eine gesunde Gesprächskultur und ein Interesse an dörflichen Problemen. Besonders gefreut hat mich, dass ich nach unserer "Aufkleberaktion" an vielen Stellen in Freilingen den Wir-in-Freilingen-Aufkleber wiederentdecken konnten ( z.B. auf Briefkästen oder Pkws). Das zeugt doch von einem hohen Identifikationsfaktor.
Für die die Präsentation unseres Ortes nach außen hin ist die Seite meiner Meinung nach von großem Wert. Das zeigen die vielen Rückmeldungen und das große Interesse auch aus anderen Ortschaften, z.B. durch die vielen geteilten Inhalte auf Facebook. Ich freue mich immer, wenn jemand sagt, dass er sich für seinen Ort auch so eine informative und aktuelle Seite wünscht. Was will man mehr ?!
Simon: Was war über die Jahre für Dich der schönste bzw. mitreißendste Artikel, Bericht oder Interview?
Simone: Oh, das ist eine schwierige Frage, da mir viele Berichte sehr am Herzen liegen, so dass ich mich eigentlich gar nicht auf einen Artikel festlegen kann. Ich will daher einmal differenzieren: Die meiner Meinung nach lustigsten Geschichten (Humor ist ja bekanntlich Ansichtssache!) sind die 1. April-Geschichten. Die Grottenmolch-Story aus dem Jahr 2015 ist ja wie erwähnt der „erfolgreichste“ Bericht, wobei mir die diesjährige Frexit-Geschichte auch sehr viel Spaß gemacht hat. Die „Schnarchbär“-Story von 2018 haben mir nicht wenige Leser sogar abgenommen (lacht).
Am aufregendsten waren die Geschichten, die sich mit der Berichterstattung anderer befasst haben, so der WDR-Dreh über das Freilinger Dorfautoprojekt, der Filmdreh am Freilinger See über den „Titanic-Fund“ und natürlich der Bericht der Aktuellen Stunde über Dich Simon. Letzterer hat mich persönlich sehr berührt!
Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir die Geschichte „Simons Trikot bei Kloppo in Berlin“, da ich bei der „Recherche“ an meine physischen Grenzen gestoßen bin (lacht). Ob Kloppo sich noch daran erinnert, was ich ihm alles über die Freilinger Internetseite erzählt habe, wage ich dagegen zu bezweifeln.
Aber auch die „Aufführung“ des Theaterstücks im Rahmen der Dorfbereisung 2014 beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ war eine tolle Sache. Ich habe heute noch die „Emely“ im Ohr...(Tipp: die Aktion kann man sich auf youtube gerne noch einmal anschauen!)
Tief berührt haben mich persönlich die verschiedenen Nachrufe auf WiF, wie z.B. der Abschied von Reinald Dalboth. Mit einem solchen Gedenken stimmt dann auf jeden Fall der Satz „Niemals geht man so ganz“!
Sehr interessant finde ich auch die vielen Interviews mit den verschiedenen Freilinger Persönlichkeiten der vergangenen Jahre, die einen persönlichen Einblick gewähren und die Vielfalt der Talente zeigt, vor allem in den Bereichen Fußball, Musik oder Kochen.
Wenn ich dann doch einen Bericht herausgreifen muss, der mir ganz besonders am Herzen liegt, dann ist es das Interview mit Matthias Korth über seine Erfahrungen als 17jähriger Soldat in Kriegsgefangenschaft. Die Vorarbeit hierfür war sehr umfangreich und ergreifend. Wenn man sich dann vor Augen führt, was er als junger Mann (wie so viele andere damals auch) erleben und überleben musste, dann können einem schon die Tränen kommen. Solche Geschichten haben einen unschätzbaren Wert auch für künftige Generationen und müssen daher nicht nur erzählt, sondern auch auf Dauer festgehalten werden.
Simon: Was würdest Du an Wir-in-Freilingen gerne noch verändern, verbessern oder hinzufügen?
Simone: Dringend aufgebaut bzw. erweitert werden muss das Online-Archiv für Fotos und Dokumente. Ich sehe darin auch die Fortsetzung der Arbeit von Albert Luppertz, der mit der Freilinger Chronik eine unschätzbare Leistung für die Ortsgeschichte erbracht hat. Was gibt es Wertvolleres für einen Ort, als dass die eigene Geschichte aufgeschrieben und festgehalten wird für kommende Generationen?! Niemand und nichts will in Vergessenheit geraten und bei all dem zum Teil unüberschaubaren Internetwissen ist es wichtig, strukturiert und geordnet Informationen in Text und Bild an einem Ort zu konzentrieren und bündeln. Darin sehe ich eine Hauptaufgabe in den nächsten Jahren. Außerdem möchte ich gerne den Service für Touristen bzw. auswärtige Gäste verbessern: Wandervorschläge, spezielle Radtouren, interessante Örtlichkeiten mit entsprechendem Hintergrundwissen.
Simon: Es ist geplant 2021 einen Zehnjahresband der Jahresrückblicke als “Chronik 2.0” herauszubringen. Wie kamst Du auf diese Idee?
Simone: Die Druckauflage des Rückblicks beträgt immer 100 Stück. In den letzten Jahren und vor allem in diesem Jahr waren die Exemplare sehr schnell vergriffen. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich nicht noch die ein oder andere Ausgabe hätte, was ich dann leider verneinen muss. Da wir nächstes Jahr die 10. Ausgabe herausbringen, kam mir schon vor einiger Zeit die Idee, anlässlich dieses Jubiläums einen Sonderband mit allen 10 Jahresrückblicken zu erstellen. Dann kann man auch wunderbar die Entwicklung der Seite, aber auch die Veränderungen im Dorf vergleichen. Finanziell wird dieses Vorhaben im Hinblick auf die geplante Qualität dann sicherlich eine Herausforderung, aber irgendwo werden wir schon Sponsoren oder Fördermittel auftun (lacht).
Simon: 2030 würde unsere Seite 20 Jahre alt. Glaubst Du, dieses Jubiläum könnte stattfinden oder wie stellst Du Dir die Zukunft von Wir-in-Freilingen vor?
Simone: Ich peile nicht unbedingt bestimmte Jubiläen an, aber aus jetziger Sicht sehe ich keinen Grund, warum die Seite in den nächsten Jahren nicht fortgeführt werden sollte, auch bei einem Wechsel im Ortsvorstand. Das setzt natürlich voraus, dass alle Mitarbeiter und Fotografen bei der Stange bleiben (lacht). Ehrenamt ist eine freiwillige Angelegenheit, die zum Teil viel abverlangt. Aber solange man sieht, dass die Arbeit sich letztlich lohnt, macht sie dennoch viel Freude. Falls irgendwann die Besucherzahlen wieder unter 30 am Tag sinken, würde ich mir allerdings überlegen, ob es nicht doch vergebene Liebesmüh ist (lacht).
Simon: Zum Schluss, Du kennst es, die 4 üblichen Fragen.
Simone: Oh, das wird schwer, weil ich mich ja immer sehr schlecht festlegen bzw. für etwas entscheiden kann (außer bei bzw. für meinem Mann), da ich sehr viele unterschiedliche Interessen und Vorlieben habe
Lieblingsessen: Gemüse-Kartoffel-Auflauf
Lieblingsfilm: ganz klar Stolz und Vorurteil (aber auch Zimmer mit Aussicht :) )
LieblingsmusikerIn: Ed Sheeran (sagt meine Statistik auf Spotify) und Johann Sebastian Bach (sagt mein altes CD-Regal)
Lieblingslied: To France von Mike Oldfield
Simon: Vielen Dank für dieses ausführliche Interview. WiF gratuliert Dir herzlich zu beiden Jubiläen und wünscht Dir weiterhin viel Erfolg bei allen Deinen weiteren Zielen.
Simone; Ich habe zu danken. Die Gratulation nehme ich stellvertretend für das Team von WiF und die Engagierten des Vereinskartells gerne entnehmen. Die guten Wünsche für meine weiteren Ziele kann ich gut gebrauchen, da ich persönlich ein Projekt plane, das für mich eine echte Herausforderung darstellen wird. Wenn es soweit ist, kannst Du, Simon, ja gerne darüber berichten (lacht).