Eine ganz persönliche Geschichte von einem Tag des Erfolges

Trikot 

Seit Anfang 2010 kann man auf der Internetseite Wir-in-Freilingen die unterschiedlichsten Berichte nachlesen. Hier werden z.B. Veranstaltungstipps, bebilderte Rückblicke auf die Großevents in Freilingen, Interviews mit den verschiedensten Freilinger Persönlichkeiten, Rundschreiben der Gemeinde über Sondermüllsammlungen und vieles mehr veröffentlicht, von dem die Redaktion der Meinung ist, dass es bekannt gemacht werden sollte. 

Hin und wieder kann man auch kleine Geschichten aus dem Alltag nachlesen, die zwar in keine der eigentlichen Rubriken passen, die es aber dennoch wert sind, geschrieben und gelesen zu werden. Und das, weil sie entweder einfach Spaß machen  (s. Fabian Giefer Freundin) oder einen tieferen Sinn haben, sei er auch auf den ersten Blick nicht erkennbar (s. Bericht über den Käsperbon). 

Selten oder eigentlich bisher nie handelt es sich dabei um persönliche oder gar private Geschichten der WiF-Macher (was nicht unbedingt datenschutzrechtliche Gründe hat). Davon soll heute eine Ausnahme gemacht werden.

Diese Geschichte handelt von Simon (Hellenthal), besser gesagt von Simons Trikot.

Eigentlich ist Simon, wichtigster Mann bei WiF, ja HSV Fan. Das kann man unschwer erkennen, wenn man sein Zimmer betritt oder wenn man seine Links bei facebook verfolgt. Doch manchmal im Leben muss man aus rein praktischen Gründen von seinen Vorlieben abweichen. Und als Simon erfuhr, dass ich bei dem VR-Bank Wettbewerb "Tag des Erfolges" ein Treffen mit Jürgen Klopp, Erfolgstrainer beim Borussia Dortmund gewonnen hatte, ließ er sich kurzer Hand ein Trikot vom BVB besorgen, um es zur Unterschrift mit auf die Reise nach Berlin zu geben.

Motto-VR-Bank

Schließlich kann so etwas in Zeiten von schwankenden Aktienmärkten und niedrigstem Zinsniveau jedem ohne weiteres als reine Kapitalanlage verkauft werden, ohne  dass man sein Fan-Image verliert.

Und so machte ich mich samstags mit dem Trikot im Gepäck auf den Weg nach Berlin mit der aufkommenden Erkenntnis und wachsenden Gewissheit, dass dies keine leichte Mission würde. Denn ich hatte leider keine Privataudienz beim Dortmunder Trainer gewonnen, sondern musste mich in eine Gewinnergruppe von rund 250 Leuten (Glückspilze nebst Begleitung) einreihen, die offenbar alle nur ein Ziel hatten: eine Unterschrift und ein Foto von Jürgen Klopp. Darunter waren auch einige eingefleischte Dortmund-Fans (samt riesigem Tatoo auf der Wade), was die Operation Simons Trikot nicht unbedingt erleichtern sollte... von wegen Vordrängeln und Kampfbereitschaft und so. 

Also musste ein Plan her, zumindest eine Strategie. Und die hieß bereits am Samstag (das Treffen sollte sonntagsnachmittags stattfinden) Verbündete finden....oder Opfer, je nach Sichtweise. Und da fiel mir als erster Sven Voss in die Finger.

Sven2

Eigentlich kam mir sein Gesicht irgenwie vertraut vor, ich konnte es nur nicht so richtig einordnen. Ich musst mir dann also sagen lassen, dass er das Aktuelle Sportstudio im ZDF moderiere und daher schon relativ bekannt sei.

In der Funktion als Moderator trat besagter Sven Voss auch auf der VR-Bankveranstaltung auf. Dabei ließ er während der Auftaktveranstaltung in einem großen Berliner Hotel beim Thema "Was bedeutet Erfolg für einen selbst?" nebenbei auch durchklingen, dass er ursprünglich aus der Eifel stamme und unbedingt, selbst unter Überwindung seines Dialektes, Sportmoderator werden wollte und dann auch geworden sei.

Welch eine Vorlage bzw. ein Ansatz für einen Plan. Während des anschließenden gemeinsamen Mittagessens nutze ich die wirklich rein zufällige Position in der Buffetschlage dazu aus, unsere gemeinsamen Eifeler Wurzeln anzusprechen und nach seinem ehemaligen Wohnort zu fragen. "Ich stamme aus einem kleinen Ort in der Nähe von Daun". "Oh, da kenne ich auch ein paar kleinere Orte", war meine freudige Erwiderung. Und obwohl er es wahrscheinlich gar nicht unbedingt wissen wollte, schließlich hatte der Mann Hunger und als Promi jedweder Kategorie will man bestimmt nicht während des Essens von aufdringlichen Fans angequasselt werden, erzählte ich ihm vollkommen aus jeglichem Zusammenhang heraus von meiner Mission (ich hatte eben nicht viel Zeit für eine galante, überleitende Gesprächsführung).

Von WiF, Simon und Simons Trikot, auf das ich unbedingt eine Unterschrift von Jürgen Klopp organisieren müsse, weil ich im Wort stünde und mich ansonsten gar nicht mehr nach Hause trauen würde. Ob er bei meinem Redetempo und wahrscheinlich wirren Satzkonstruktionen überhaupt die Bedeutung dieser Aufgabe erkannt hatte, war in diesem Moment nicht ganz offensichtlich. Daher beendete ich meine Ansprache mit der Androhung, ihn in meine Planverwirklichung einzubeziehen, falls das mit der Widmung für Simon nicht auf friedlichem Wege gelingen würde.

"Sie schaffen das schon", war seine knappe Antwort. Wahrscheinlich wollte er mich hinsichtlich des erreichten Buffets und den wirklich sehr appetitanregenden Spagetti mit Pesto loswerden, so ganz überzeugend und überzeugt klang das jedenfalls nicht. Na, ich gönnte ihm sein Essen und seine Ruhe, vielleicht behielt er mich ja als Eifeler Delegation in Erinnerung, wenigstens bis zum nächsten Tag. 

Da wurde es dann richtig spannend. Bereits beim Eintreffen im Kosmos, einer Veranstaltungshalle im Osten von Berlin, erfassten mich angesichts der vielen BVB-Trikots und -Schals tragender Eventteilnehmer leichte Zweifel, ob ich mit meinem Sven-Voss-Alternativ-Plan alleine weiterkommen würde. Der Moderator, der mit uns im Hotel untergebracht war, verschwand nämlich relativ schnell aus dem Foyer der Halle über einen Seitengang in den Backstage Bereich und damit aus meiner Zugriffszone. 

Wie hatte er tags zuvor gesagt: "Das schaffen Sie schon" und das, obwohl er mich trotz Ortsvorsteherposition und Dorfautoaktion wahrscheinlich doch eher nicht kannte. Wenn das keine Motivation ist.

Also neuer Plan und der hieß: erste Reihe. Mit einem Erfrischungsgetränk in der Hand nutzte ich die Wartezeit in der Vorhalle, per Internet einen Plan der Veranstaltungshalle zu organisieren und dann vor Ort die Eingänge heraus zu finden, die mich direkt in die erste Reihe führen würden. Unauffällig wurde sich der Nähe des Eingangs positioniert und als sich die Türen öffneten, gelangte ich schnellen Schrittes und sogar ohne direkten Ellebogeneinsatz an den angestrebten Platz in der ersten Reihe.

Keine Zwei Meter von der Bühne, den Mikros und dem Ort des Geschehens entfernt. Wahnsinn, was für ein Glück, direkt vor Kloppo und seinem unrasierten Bart.

Sven-und-Jurgen

Die ganze Sache hatte nur einen Haken. Nach der Veranstaltung und dem wirklich sehr interessanten Interview mit Sven Voss (da war er dann doch wieder), sollte Kloppo die Autogramme im Foyer geben, wo das "Meet and greet" ( zu deutsch: treffen und grüßen) mit dem Erfolgstrainer stattfinden sollte.

Dumm gelaufen, denn bis ich aus der ersten Reihe anschließend wieder draußen in der Vorhalle war, hatte sich schon fast die gesamte Fangemeinde vor mir in die sich schnell bildende Warteschlange begeben. Na toll!

Aber immerhin wurde uns von den freundlichen Damen vom Organisationsteam mitgeteilt, dass wir nicht zu drängeln brauchten, da jeder ein Autogramm und ein Bild mit Jürgen Klopp erhalte und wir also getrost warten könnten.

Das tat ich dann auch. Und das eine ganze Zeit lang. Langweilig wurde es dabei allerdings nicht. Denn in meinem direkten Umfeld standen andere Gewinner aus dem VR-Bank Nordeifel Einzugsgebiet, dem Altkreis Schleiden. Man kam ins Gespräch, entdeckte gemeinsame Bekannte und stellte wieder einmal fest, wie klein die Welt doch ist.

Natürlich erzählte ich auch jedem im Umkreis von 3 m von meiner Mission. Von unserer Internetseite, von dem nicht einfachen Schicksal von Simon und seinem beeindruckenden Einsatz für WiF. Und schnell erkannte jeder um mich herum, wie wichtig die Widmung von Jürgen Klopp ausgerechnet auf meinem Trikot war. Nur ganz langsam wanderten wir inzwischen in einer richtigen Gemeinschaft nach vorne auf dem langen Weg zur Absprerrung und zum Stehtisch von Jürgen Klopp.

Dann kam die Durchsage: "Im Hinblick auf die Vielzahl der Autogrammwünsche und die Abreisepläne von Jürgen Klopp werden jetzt nur noch Autogrammkarten verteilt". Was? Autogrammkarten, keine Widmung mehr? Das hatte gerade noch gefehlt, so kurz vor dem Ziel. Der Erfolg der Mission schien gefährdet.

Also raus aus der Schlage (nicht ohne den Platz verbal zu sichern) und hin zur Security. In wenigen Worten versuchte ich dem ernst blickenden Sicherheitsmann an der Absperrung klar zu machen, dass dieser vermeintliche Tag des Erfolges für mich gänzlich und allein davon abhinge, dass ich eine Widmung auf meinem Trikot bekäme und ich diesen Raum nicht ohne eben diese Widmung verlassen würde.

Klopp-bei-der-Unterschrift

Ein ungläubiger Blick machte mir schnell klar, dass dies wohl doch nicht der richtige Ansprechpartner für mein Ansinnen und meine pathetischen Worte war (und er das VR-Bank Motto und den Genossenschaftsgedanken jedenfalls nicht verstanden und verinnerlicht hatte!). Na vielleicht würde er ja ein wenig Mitleid haben, wenn es später zum Äußersten kommen sollte und ich vielleicht sogar aufgrund unangemessenen, vielleicht aber unvermeidbaren Körpereinsatzes aus dem Saal entfernt werden müsste. Ich war schließlich zu allem bereit.

Ich reihte mich wieder in die Warteschlange ein und setzte mein freundlichstes Gesicht auf. Vielleicht half das ja. Dann war ich an der Reihe. "Lieber Herr Klopp, dies wird nur ein Tag des Erfolges, wenn ich auf dieses Trikot eine Widmung bekomme, und zwar diese". Wenn man auf einer Veranstaltung immer wieder von Erfolg und Zielen redet muss man nun einmal solche Dramaturgieeinlagen ertragen.

Meinen Widmungstext hatte ich vorsichtshalber in Schriftgröße 48 (also auch für Halbblinde lesbar) auf dem Computer vorbereitet und auf einem Blatt ausgedruckt, dass ich dem verdutzt schauenden Trainer unter die Nase hielt. Schließlich ist der Mann auch schon 47 und ich war mir nicht sicher, ob er in der Hektik mein Genuschel verstehen würde. Er las den Text und fragte, was denn Wif sei. Ich erzählte, diesmal in ganz kurzen verständlichen Worten, von Simon und meinem Auftrag. WiF sei eine Internetseite, die er sich unbedingt einmal anschauen müsse und von der ich ihm dann beim nächsten Treffen erzählen würde.

Dem "man in black" neben ihm ging die ganze Sache dann wohl nicht schnell genug. Er sagte Kloppo den Text dann schließlich vor, der sich wirklich sehr viel Mühe dabei gab, die Widmung einigermaßen leserlich und ohne Fehler auf das aufgespannte Trikot zu schreiben. "Dafür werde ich jetzt Dortmund-Fan", so meine freudige Reaktion auf die Bereitschaft von Jürgen Klopp, meiner Mission doch noch zum Erfolg zu verhelfen.

Kloppo-5

Diese Bemerkung ging aber wahrscheinlich in der ganzen Hektik unter und hat auch niemanden wirklich interessiert, da auch noch ganz schnell ein offizielles gemeinsames Foto für die VR-Bank gemacht werden musste (Kundenzufriedenheit wird in der Genossenschaft offenbar doch sehr groß geschrieben). Zur Erinnerung an diesen Tag und an Jürgen Klopp.

Darauf sehe ich dann wahrscheinlich ziemlich abgekämpft und gestresst aus. Aber das war mir egal. Mein Ziel war erreicht.

Und was ist mit der Unterschrift für Paul B.? Paul hatte auf dem Kinderfest in Freilingen ein original Deutschland Trikot gewonnen (s. Bericht), das eigentlich die Reise mit nach Berlin zwecks Unterschrift vom Erfolgstrainer antreten sollte. Aber Paul hatte das Trikot damals sofort in Gebrauch genommen und es wurde seitdem reichlich strapaziert. Dafür bekommt Paul aber jetzt eine original Autogrammkarte von Jürgen Klopp. Die gab es nämlich als Zugabe oben drauf und ist bei dem FC Köln Fan und Fußballfanatiker Paul wahrscheinlich besser aufgehoben als bei mir. 

Mir bleibt dafür die Erinnerung an ein aufregendes und lehrreiches Wochenende. Denn wie sagte Kloppo so schön: "Erfolg hat unterschiedliche Gesichter". Für mich war der Tag erfolgreich, da Erfolg darin bestand, einen anderen Menschen glücklich zu machen. Und darauf kommt es doch letztlich an bei aller Suche nach Glück, Erfolg und Zufriedenheit, oder?

Und ich hoffe doch, dass ich Simon glücklich gemacht habe, mit der Widmung von Kloppo und meiner persönlichen Widmung, der Geschichte von seinem Trikot.

 

 

 

 

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