Bewegtes Theaterstück findet großen Zuspruch bei Zuschauern und Bewertungskommission
(alle Fotos © Erwin Mungen)
"Solch eine Form der Dorfpräsentation habe ich in all den Jahren, in denen ich an der Bereisung teilnehme, noch nie erlebt", so die erste Anmerkung von Franz Unterstetter, Vorsitzender der Bewertungskommission beim Kreis-Dorfwettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", der sich bereits nach dem ersten Station der Bereisung, besser gesagt dem "ersten Akt" der bewegten Theateraufführung am Mittwoch, 11. Juni in Freilingen mehr als angetan zeigte.
Es passte aber auch einfach alles an diesem Nachmittag: nachdem es morgens nach nächtlichem Gewitter noch geregnet hatte, erstrahlte zum vorgesehenen Zeitpunkt für den Beginn der Bereisung um 13.30 Uhr die Sonne am blauen Himmel bei angenehmen sommerlichen Temperaturen. Nicht zuletzt auch aufgrund der äußeren Bedingungen hatten sich neben Offiziellen und Akteuren rund 30 Freilinger am Treffpunkt Bürgerhaus eingefunden, um dem Schauspiel beizuwohnen.
Die 5 Mitglieder der Kommission trafen wie angekündigt ein, so dass man pünktlich beginnen konnte, zumal einige Schauspieler wegen nachfolgender beruflicher Termine nur ein enges Zeitfenster für den Auftritt am frühen Nachmittag hatten.
Zunächst wurden die Anwesenden durch die Ortsvorsteherin offiziell zur Bereisung von Freilingen begrüßt. Anschließend wurde darauf hingewiesen, dass die Kommission einen günstigen, da fast historischen Tag erwischt habe, da ausgerechnet heute Amalie Schmitz nach Freilingen gekommen sei, um der Beerdigung einer ehemaligen Schulfreundin beizuwohnen.
Amalie sei vor 40 Jahren nach Amerika ausgewandert, da ihr Freilingen ihrer Meinung nach keine Zukunft zu bieten hatte. Kurz nach ihrer Ankunft habe sie alte Bekannte aus alten Zeiten wiedergetroffen.
Dies war das Stichwort für den Beginn des "ersten Aktes" des Schauspiels "Der Besuch der alten Dame...nach 40 Jahren in Freilingen". Und schon kam Amalie Schmitz alias Dagmar Birk-Schröder in einem extravaganten Outfit hinter dem Bürgerhaus hervor und begrüßte winkend und mit original amerikanischem Akzent ihre im Hinblick auf die Beerdigung in schwarz gekleideten alten Bekannten.
"Ach, ich glaub es nicht, der Hubert, Josef, Paul, Hans, ja sogar die Käthe und die Irma. Wie schön, dass ich Euch nach so vielen Jahren wiedersehe, mag der Anlass auch wahrlich traurig sein. Na ja... es schafft eben nicht jeder nach Amerika. Ich habe Euch tatsächlich alle sofort wieder erkannt. Ihr habt Euch ja kaum verändert, immer noch die selben langweiligen Kleider und Frisuren, ha, ha, ha. Nur Freilingen selbst kennt man kaum noch wieder. Es kommt mir fast vor wie ein anderer Ort. So stand doch früher hier einmal ein alter hölzerner, fast klappriger Feuerwehrturm, hier neben dem Kindergarten. Was ist denn damit passiert?"
Und dann wurde vor dem Bürgerhaus der Amalie, oh, sie heißt ja jetzt Emely wie sie ihre alten Bekannten mehrfach verbessern musste, erklärt, wie es nach dem "Unglücksjahr" 2007, in dem der Feuerwehrturm abrannte und der Kindergarten schließen musste, in Freilingen nicht bergab, sondern vielmehr sogar bergauf ging (alles im Einzelnen nachzulesen unter folgendem Link: Präsentation Freilingen Dorfwettbewerb). Dabei wurden von den alten Theaterhasen Siegfried Bonzelet (der erst einen Tag zuvor von einem Afrika-Urlaub zurückgekehrt war) und Rita Ramers in einem umfangreichen Text viele, auch für die anwesenden Zuschauern interessante Informationen und Fakten über den Bau des Feuerwehrgerätehauses, den Umbau und die Nutzung des Bürgerhauses, den Dorfplatz und das ehrenamtliche Engagement in Freilingen aufgelistet. Natürlich kam auch die Freilinger Internetseite zur Sprache.
Amalie: "Oh je Internet, mit dem neumodischen Kram gebe ich mich erst gar nicht ab, viel zu kompliziert. Ich brauche so etwas aber auch nicht, da wir in Strangetown alles vor Ort haben, jedenfalls fast alles, na jedenfalls das wichtigste. Außerdem schimpft mein Sohn, wenn er mich denn mal besucht, immer über die Verbindung, ich glaube, die Leitungen sind bei uns einfach zu dünn für all die Daten."
Sie erfuhr dann ebenso wie Bürgermeister Rolf Hartmann, der auch zwischenzeitlich eingetroffen war, dass es demnächst in Freilingen schnelleres Internet gäbe. Amalie, eh Emely zeigte sich erstaunt und interessiert, so dass sie nach den Ausführungen am Bürgerhaus zu einem Rundgang durch das für sie neue Freilingen geführt wurde.
An der zweiten Station am Friedhof wurde dann Emely von Claudia Hellenthal und Wilfried Radermacher über die Vereine und die Vereinsaktivitäten in Freilingen und die demografische Entwicklung informiert.
Im dritten Akt, vor den Ferienwohnungen der Familie Franzen, erzählten die beiden ihr dann zu ihrer Überraschung, dass es in Freilingen 22 Ferienwohnungen mit insgesamt 122 Betten gäbe.
Amalie: "Ach Gottchen, was will man denn in Freilingen mit Ferienwohnungen und dann gleich so vielen? Wer soll denn hier bloß Urlaub machen, hier kann man doch rein gar nichts unternehmen, nur Wald und Wiesen oder was soll hier besonderes los sein?"
Da musste sich die Dame aus Strangetown, Amerika eines Besseren belehren lassen. So wurden ihr See, Eifel-Camp, Feriendorf und Wanderwege, u.a. der Ahrsteig mit ihrem touristischen Angebot vorgestellt.
Anschließend ging es dann zur 4. Station auf dem Marienplatz, wo dann die historische Baukultur und die "Bücherbude" im Vordergrund standen. Hier informierten passender Weise Michael Hermanns, Initiator der Bücherbude und Inhaber der Versicherungsagentur im alten Jugendheim und Rita Hellenthal u.a. über die geplante Umgestaltung des Kreuzungsbereiches vor der Kapelle.
Dann zog der mittlerweile zu einem regelrechten Kirmesumzug angewachsene Tross die Martinusstraße hinauf zur alten Schule. Dabei zeigte sich Franz Unterstetter, ein Kenner des gesamten Kreises und auch der Ortsdurchfahrt in Freilingen, erstaunt darüber, wie viel Leben in den ehemals leerstehenden Häusern herrschte. Vor dem einen wurde gewerkelt, vor dem anderen saß man in einer gemütlichen Runde beisammen. So erfuhr er, dass in den letzten Jahren vor allem die unter großem Leerstand leidenden Lommersdorfer Straße und Martinusstraße wieder in nahezu allen Häusern bewohnt seien.
Auch die Alte Schule werde demnächst voraussichtlich wieder mit Leben gefüllt. Das hier geplante Integrationsprojekt beeindruckte ebenso wie die angesprochene Nutzung regenerativer Energien in Freilingen, von der man einiges an Station 5 erfuhr.
Am Brunnen (Station 6) und am sehenswerten Bauerngarten in der Industriestraße (Station 7) berichteten Markus Ramers und Andrea Hierlwimmer von der privaten Strickinitiative im Ort (s.a. Bericht) und die Vorliebe vieler Freilinger für die Gartenarbeit.
Dabei konnte die Zuschauerschar nicht nur den Garten am Ferienhaus Lorsy in Augenschein nehmen, sondern auch den Privatgarten von Hierlwimmers besichtigen und bewundern. Nebenbei wurde von der Teller-und Tassensammlung und der Müllsammelaktion berichtet.
Amalie: "Ha, ha, ha, Müllsammelaktion...das ist wohl hier das High-Light im Veranstaltungskalender? Ach ja ich vergaß, ihr habt ja noch die Kirmes als große Veranstaltung, das wird es dann aber auch gewesen sein an Top-events !"
Auch diesbezüglich wurde Amalie und die Bewertungskommission eines Besseren belehrt. So erfuhr man an der abschließenden Station 8 vor der Gaststätte Meiershof einiges über unseren ideenreichen und höchst aktiven Wirt "Käsper", die vielen verschiedenen Veranstaltungen im Saal Meiershof wie Bierwoche und Scheunenfest.
Amalie:"Also, ich muss sagen, ich bin wirklich beeindruckt. Hier ist ja wesentlich mehr los als bei mir in Strangetown, USA. Da könnte ich mir ja glatt überlegen, hier ein altes leerstehendes Haus zu kaufen und nach Freilingen zurück zu kehren."
Tja, da musste sie leider von ihren alten Bekannten enttäuscht werden, da in Freilingen zur Zeit im wesentlichen kein gewollter Leerstand besteht.
Dies nicht zuletzt dank der vielen Neuzuzüge in den letzten Jahren. Und daher hatte auch ein Neubürger, Lorenzo Trumino, unser zweiter Original-Italiener im Ort und stets bester Laune das letzte Wort:"Freilingen isse so schön, isse alles wunderbar. Iche binne glücklich hier".
Na, dem war dann nichts mehr hinzuzufügen und es gab großen Applaus von Zuschauern und Kommission für die Darbietung, die sich genau im Rahmen der angesetzten Stunde für die Bereisung gehalten hatte.
Die Ortsvorsteherin bedankte sich anschießend noch bei allen Akteuren und übergab der Kommission eine Präsentationsmappe, einen Ausgabe des gedruckten Jahresrückblicks 2013 und natürlich einen Wir-in-Freilingen-Aufkleber.
Franz Unterstetter zeigte sich wie seine Kollegen sehr beeindruckt von der Theateraufführung und schloss mit den Worten:"Herr Hartmann, Sie können stolz sein, einen solchen Ort in Ihrer Kommune zu haben."
Das hörten dann alle Anwesenden natürlich gerne. Schauen wir mal, wie Freilingen dann letztlich im Dorfwettbewerb abschneidet.
An diesem Tag waren jedenfalls alle mehr als zufrieden und das ist ja wohl erst einmal das Wichtigste. Und die Theaterkultur in Freilingen hat wieder einmal einen Höhepunkt erlebt, dank des Einsatzes der erwähnten Akteure, denen an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön ausgesprochen werden soll, da sie trotz Termindrucks und Reisemüdigkeit diese besondere Bereisung ermöglicht haben.
Ein besonderes Dankeschön gilt der Hauptakteurin Dagmar Birk-Schröder, die als Amalie, eh Emely wieder einmal ihr besonderes schauspielerisches Talent bewiesen und für zahlreiche Schmunzler während der Präsentation gesorgt hat. Man hatte am Schluss sogar den Eindruck, sie hätte noch mindestens eine Stunde weiterspielen wollen und können.
Ein Glück, dass Stefan Franzen und Erwin Mungen dankenswerter Weise alles in Film und Foto festgehalten haben. So können wir uns dank dieses Einsatzes noch lange anhand der Bilder an diese tolle Darbietung der 10 Akteure zurück erinnern.
Einfach herrlich...