Kabelmasten am Premium Wanderweg werden umgarnt
(gestrickt von Rita Klinkhammer)
Die vorbei marschierenden Wanderer staunten nicht schlecht und zückten dementsprechend auch sofort den Fotoapparat, als am Vatertag emsige Mütter damit beschäftigt waren, drei von zahlreichen Kabelmasten entlang der 2. Etappe des Ahrsteigs durch Freilingen mit einem "Mantel" zu versehen.
Trotz der allgemeinen und unbestrittenen Freude über das demnächst in Freilingen mögliche schnellere Surfen im Internet war die Überlandverlegung der Kabel ausgerechnet entlang der Wanderstrecke nicht ohne Kritik geblieben und die im Zuge der Glasfaserverlegung errichteten Kabelmasten vor einigen Wochen als Verspargelung der Landschaft bemängelt worden (s. auch Bericht in der Kölnischen Rundschau vom 14.03.2014). Doch in Freilingen fehlt es bekanntlich nicht an Einfällen ganz nach dem Motto "Handeln statt Meckern".
Und so hatte Rita Klinkhammer, ehemals Kindergärtnerin im inzwischen geschlossenen Freilinger Kindergarten und immer noch ausgesprochen kreativ, Anfang Mai die Idee, die Kabelmasten zu umstricken.
Sie hatte in ihrer Begeisterung schnell Mitstreiter bzw. -stricker für die Aktion gefunden, die von der Verschönerungsidee genauso begeistert waren und sich ebenfalls ans Stricken gaben. Am Feiertag konnten dann zusammen mit Birgit Mai in einer mehrstündigen Aktion und ausgestattet mit einer langen Leiter bereits die ersten drei Masten mit Strickkunst von Regina Giefer, Hannelore und Rita Klinkhammer umhüllt werden. Weitere "Kleidchen" sind in Arbeit und werden peu a peu angebracht, so dass man hofft, in den nächsten Monaten auch die restlichen Masten verschönert zu haben.
(gestrickt von Hannelore Klinkhammer aus Dollendorf)
(gestrickt von Regina Giefer)
Dabei ist diese Aktion nicht ganz so ungewöhnlich, wie sie manchen auf den ersten Blick erscheinen mag. Ihren Ursprung hat die Straßen-Kunst, bei der Gegenstände im öffentlichen Raum durch Stricken verändert werden, in den USA (auch bekannt als sog. Guerilla Knitting, zusammengesetzt aus guerrilla – von span. guerrilla für „kleiner Krieg" – und engl. Knitting für „Stricken" ). Dort hatten 2005 in Texas Strickerinnen begonnen, Türklinken mit gestrickten Accessoires zu verschönern. Wegbereiterin der Szene in Deutschland ist seit 2010 die Künstlerin Silke Bosbach (Quelle: wikipedia).
Auch auf der Landesgartenschau in Zülpich hat diese Strickkunst Einzug gehalten. Dort haben Schüler und Eltern der Gemeinschaftshauptschule Zülpich in einer eigens dafür gegründeten Arbeitsgemeinschaft das Stadtbild mit Wollkunstwerken verschönert. Vor allem zahlreiche Bäume im Seepark der Landesgartenschau wurden in leuchtenden Farben „umstrickt" .
Aber auch an anderer Stelle in Freilingen hat die Street-Art bereits für Aufsehen gesorgt. Ein Straßenschild am Dorfbrunnen war von den Anwohnerinnen Anja und Denise Radermacher ummantelt worden und hatte damit wohl auch die gegenüber wohnende Rita Klinkhammer inspiriert.
In diesem Bereich sollen ebenfalls demnächst weitere Schilder verschönert werden, womit die "Kunstszene" in Freilingen eine weitere Sparte hinzugefügt bekommt.
Die Aktion am Ahrsteig macht nun jedenfalls den Auftakt für das sog. Ahrsteig Erlebnispfad Projekt, bei dem die 2. Etappe des Premiumwanderweges, die über die Industriestraße durch Freilingen führt, durch verschiedene Pflanzungen und Maßnahmen verschönert und aufgewertet werden soll.
Geplant sind z.B. eine „Genießer(str)ecke", wo auf eine Länge von ca 5 m verschiedene Beerensträucher gepflanzt werden sollen, an denen die Wanderer zum „Naschen" aufgefordert werden. Daneben ist ein „Duft(t)raum" angedacht, wo verschiedene Rosen und Duftstauden in einem Beet zum „Schnuppern" einladen. Geplant ist auch eine Blütenhecke als „Augenweide" mit jahreszeitlich verschieden blühenden Blüten- bzw. Ziersträuchern. Auch ist die Anpflanzung einiger alter Eifeler Apfelbaumsorten vorgesehen, um auf alte Gartenbaukulturen hinzuweisen (auch mit Hinweis auf eine klassische Streuobstwiese, die am Ahrsteig liegt).
Abgerundet werden soll die Planung mit dem Insektenhotel „Dauergäste" und verschiedenen Nistkästen für Vögel. Aufgestellt werden soll zudem eine Informationstafel mit interessanten und wichtigen Informationen über Freilingen und diesen „Erlebnispfad".
Für dieses Projekt haben sich bereits in der Planungsphase spontan ehrenamtliche Unterstützer und Sponsoren gefunden, u.a. Ernst Lüttgau vom Eifel-Camp, der nicht nur 200 € beisteuert, sondern auch technisches Equipment für Erdarbeiten im Rahmen der Pflanzungen zur Verfügung stellen will. Auch die VR-Bank Nordeifel eG beteiligt sich mit 500 € an der Finanzierung. Und im Rahmen der Ausschüttung der Zuwendungen aus der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen erhielt das Vereinskartell Freilingen für das Ahrsteig-Projekt Anfang Mai sogar 1000 €, die demnächst für die genannten Maßnahmen eingesetzt werden.
Im Vorfeld zu der gesamten Aktion waren bereits im vergangenen Jahr auf einer Strecke von ca. 50 m dutzende Blumenzwiebeln in einem bepflanzten Streifen entlang einer Viehweide, die ebenfalls an den Ahrsteig grenzt, eingesetzt worden, die Anfang des Jahres bereits die Natur- und Wanderfreund erfreut hatten (s. Bericht).
Ein schöner Anfang! Man darf gespannt sein, was im Laufe des Jahres am Rande des Ahrsteiges noch so alles passiert.
Es wird in jedem Fall bunter entlang des Wanderweges. Und wer weiß, welche Ideen in Freilingen im Rahmen dieses Projektes noch umgesetzt werden...
