"I'm singing in the rain..." - dem Dauerregen getrotzt hat man in Freilingen in diesem Jahr auf der traditionellen Mai-Kirmes. Mit Feierlaune, Einfallsreichtum, Gemeinschaftssinn, Singen und Tanzen wurde beim Dorffest auch diesmal wieder an drei Tagen ausgiebig zusammen gefeiert, trotz der bescheidenen Wetterverhältnisse. Der Junggesellenverein erlebte dabei eine geglückte "Wiedergeburt". Hier ein reich bebilderter Rückblick auf eine trotz allem wieder wunderbare Veranstaltung.
"Wir lassen uns nicht unterkriegen" - Das war nicht nur das Motto des in den letzten Corona-Jahren in Auflösung befindlichen Junggesellenvereins, sondern galt insgesamt für die Organisatoren und Veranstalter der Freilinger Kirmes vom 4. bis 6. Mai, vor allem mit Blick auf das launische und regenlastige Wetter.
Doch Not macht bekanntlich erfinderisch.
Ohne große Probleme glückte dabei der Auftakt auf dem Dorfplatz beim Aufstellen des farbenfrohen und wetterfesten Kirmesbaumes, woran emsige Helfer und kritische Beobachter teilnahmen. Hier kam dann der in der Mainacht "wiedergeborene" neue gemischte Junggesellenverein erstmalig offiziell zum Einsatz.
Man hatte es sogar fertig gebracht hatte, bereits in der ersten Zusammenkunft ein Maikönigspaar zu küren: Jorna Schwarz und Paul Biesen.
Die beiden ließen es sich dann auch nicht nehmen, nach alter Tradition mit Schärpe am Hochamt und am folgenden Gedenken am Ehrenmal teilzunehmen. Schon vor der Messe hatte starker Regen eingesetzt, von dem auch die "Kranzniederlegung" an der Gedenkstätte nicht verschont blieb. Dennoch war es dank des Einsatzes der Feuerwehr und des Musikvereins wieder ein würdevolles Gedenken.
Einsatz mussten die Musiker dann vor allem beim Kirmesumzug durch das Dorf zeigen, da sie relativ schutzlos den widrigen Wetterbedingungen ausgesetzt waren. Trotz triefender Instrumente und vollgelaufener Hemdkragen sorgten sie beim "Knochenausgraben" für den passenden musikalischen Rahmen. Auf den Musikverein ist eben dankenswerter Weise immer Verlass.
Verlass war auch auf den neuen Nachwuchs, der sich um das traditionelle Knochenausgraben kümmern sollte. Die Junggesellen beförderten an altbekannter, höchster Stelle der Ortslage das Kirmessymbol ans "Licht" und präsentierten ihn anschließend der Dorfgemeinschaft.
Daniel Ramers als Interimsvorsitzender stellte bei dieser Gelegenheit dann auch das Maikönigspaar offiziell vor. Dabei durften dann auch Blumenstrauß und Ehrentanz nicht fehlen.
Fehlen durfte dann aber auch nicht der anschließende Gang zum Ortsvorsteher, was bedeutete, dass sich die ganze Kirmesgesellschaft im anhaltenden Regen das Dorf runter in den Alter Bach begeben musste.
"Auch wenn ich im Rundschreiben als neuer Ortsvorsteher beschrieben wurde, bin ich mit Blick auf mein Alter nicht mehr ganz neu, auch wenn ich frisch im Amt bin", meinte Heinz Ramers bei seiner Kirmespremiere scherzhaft. In seiner Jugend hätte er oft den Eindruck gehabt, dass die Ortsvorsteher immer uralt seien.
"Als sie ihr Amt angetreten haben, waren sie wahrscheinlich jünger als ich jetzt. Aber auch im Alter kann man noch viel neues bewegen", betonte der neue Amtsinhaber schmunzelnd und lud die beschirmte Gesellschaft zum Kirmesumtrunk ein.
Trocken konnte dann endlich im Saal von Meiershof weiter gefeiert werden. De Schlingele sorgten dabei in bewährter Form für die richtige Kirmes- und Tanzstimmung.
Auch hier nutzte Daniel im Laufe des Abends noch einmal die Gelegenheit, seine Mitstreitern vorzustellen und sich für die Hilfe bei der Neuformierung zu bedanken. Hinsichtlich der weiteren Kirmestraditionen bat er aber auch um weitere Unterstützung bei den Alt und Ur-Alt Gesellen, wie beim Anstimmen diverser Kirmesgesänge aus alten Tagen und Hochlebenlassen des Maipaares auf der Bank.
Das ließen sich die Altrecken natürlich nicht zweimal sagen. Gelernt ist gelernt und macht auch nach längerer Pause offenbar noch richtig Spaß.
Viel Spaß und Freude kam dann am Kirmessonntag auf, weil vor allem auch das Wetter ein Einsehen hatte.
Bei zumindest zeitweiligem Sonnenschein und vertretbaren Temperaturen wurde an Meiershof drinnen wie draußen für alle Generationen und Altersklassen etwas geboten.
So konnte ein schönes Familienfest gefeiert werden, bei dem sich vor allem die Hüpfburg bei den Kindern als absolutes Highlight entpuppte. Die wurde dann zur späteren Stunde aber auch von der älteren Generation erobert, die zuvor im Saal mit den Ahrhüttener Musikanten einen unterhaltsamen "Spätschoppen" geboten bekommen hatte.
Auch hier kam der Freilinger Nachwuchs zum Einsatz, sowohl in musikalischer Hinsicht als auch bei der Ausgabe am ansprechenden Kuchenbuffet.
Vollen Einsatz zeigte aber auch die Thekenbesetzung, die sich für ihren Dienst am Zapfhahn regelrecht in Schale geschmissen hatte. Eine schöne Idee, die viel Zuspruch fand, vor allem beim ehemaligen Wirt Käsper.
Viel Zuspruch fand auch die Idee am Kirmesmontag, bei der Häusertaufe dem Dauerregen mit einer "mobilen Überdachung" für den Musikverein zu trotzen.
Dies hatte man im Nachbarort Lommersdorf bereits vor Jahren einmal bei einer Häusertaufe an Kirmes vorgemacht, als man ein größeres Zelt ohne Seitenwände einfach mit mehreren Helfern durch den Ort getragen hat, so dass die Musikanten im Trockenen ihre Instrumente spielen konnten. Fast wie eine Fronleichnamsprozession.
Daran hat man sich dann auch in Freilingen erinnert und spontan ein Zelt der Feuerwehr aufgebaut.
Mit 10 freiwilligen Trägern wurde dann die Überdachung im Gleichschritt mit den geschützten Musikern vom Treffpunkt Meiershof aus durch den Ort getragen, angeführt von Neu-Junggeselle Justus Schmickler mit der Kirmesfahne. Dahinter folgte die gut beschirmte Kirmesgesellschaft.
Den ersten Halt machte die trotz des Regens gut gelaunte Kirmesschar mit dem "Taufkomitee" Nico Ohrem und Max Hierlwimmer als Redner und Thomas Renner als "Pastor" bei Jenny und Stefan Klasen in der Steinstraße, die mit 29 bzw. 33 Jahren die jüngsten Täuflinge des Tages waren.
Im August 2014 wollte der gebürtige Freilinger der gebürtigen Blankenheimerin Jenny, mit der er schon länger gut befreundet war, eigentlich nur mal ganz stolz sein neues Haus zeigen. Das hatte der gelernte Stahlbetonbauer, der bei der Deutschen Bahn arbeitet, 2013 gekauft und zusammen mit seinen Eltern ein Jahr lang umfassend renoviert. Sein Elternhaus liegt praktischerweise gegenüber auf der anderen Straßenseite, so dass man keine weiten Wege hatte.
Jenny war so begeistert von ihm, seinem neuen Eigenheim und auch von Freilingen, dass sie nach dem ersten „Date“ dank des guten Essens und dem leckeren Weinchen einfach in Freilingen blieb. Dann ging alles Schlag auf Schlag.
Im Dezember 2015 wurde geheiratet, im Sommer 2016 wurde Sohn Luca geboren. 2019 folgte Töchterchen Lia. Es hat eben von Anfang an alles direkt gepasst, auch was die gesellige Nachbarschaft mit den vielen Kindern im Rotländer angeht. Auf einer Länge von rund 250m trifft man hier bis jetzt auf 10 Kinder. Bei so viel lebendiger Nachbarschaft ist immer Leben in der Bude, so dass Sohn Luca mit Blick auf die Idee für den Häusernamen gekommen ist: Haus des Lebens. Das hört sich auf spanisch dann richtig "lebendig" an, so dass das Haus auf den Namen „Casa de la vida“ getauft wurde. Mit Blick auf das Wetter gab es als Taufgeschenk nicht nur die übliche Urkunde, sondern passenderweise auch einen Regenschirm mit Wir-in-Freilingen Logo.
Danach zog der Kirmestross weiter zu Eva und Alex Peters in den Alter Bach, wo die "High Society" von Freilingen wohnt.
Neben dem Landrat findet man hier auch den Ortsvorsteher, so dass hier die höchste Promientendichte in Freilingen herrscht. Außerdem findet man hier das älteste Steinhaus von Freilingen, das bereits im 17. Jahrhundert urkundlich als "Pittries" erwähnt wurde.
Als das Haus 2022 zum Verkauf stand, hat Eva sofort beim Hausbesitzer angerufen. Die beiden wurden bei ihrem Kaufwunsch dann auch tatsächlich bevorzugt behandelt. Nach einer einjährigen, ziemlich umfassende Grundsanierung haben Eva und Alex Peters Anfang 2023 ihr neues Heim zusammen mit dem zweijährigen Toni und Kater Carlos bezogen. Erst vor 7 Wochen ist dann noch Baby Ida hier eingezogen.
Die 34jährige Eva ist gebürtige Freilingerin und der 32jährige Alex stammt aus Hüngersdorf. Beide fühlen sich sehr wohl in ihrem neuen Heim, das viele Vorzüge bietet. Zum einen hat Alex es nicht weit zur Arbeit. Der gelernte Landmaschinenmechaniker arbeitet auf dem Bauhof der Gemeinde Blankenheim. Die rund 700m bis in die Industriestraße schafft er mit dem Auto in knapp 2 Minuten. Zu Fuß können die beiden zu Evas Eltern gehen, die nur 50m entfernt wohnen. Mit Blick auf die historische Lage ihres neuen „Altbaus“ wurde das Haus auf den Namen „Neu Pittries“ getauft.
Anschließend begaben sich die hart gesottenen Kirmesfreunde in den Brunnenweg zu den Eheleuten Smolinna.
Der 65jährige Michael und die 56jährige Petra sind waschechte Frankfurter mit großer Vereinsliebe aber noch größerem Drang in die weite Welt, so dass sie in den vergangenen Jahrzehnten ausgiebige Reisen u.a. nach Südamerika, Hawaii, Australien, Kanada und Norwegen unternommen haben. Neben den großen Abenteuer-Reisen haben sie jedes Jahr aber auch kleine Touren in Deutschland gemacht. Die führten unter anderem ins hohe Venn und in die Eifel. Dabei lernten sie auch dieses Stückchen Erde kennen und lieben. Und dann war es der Zufall, der sie in der Coronazeit zu diesem Haus ausgerechnet in Freilingen führte.
Sie hielten 2021 Ausschau nach einem kleinen Ferienhaus als Zweitwohnsitz. Ausgerechnet auf ebay Kleinanzeigen stieß Petra zufällig auf dieses Blockhaus. Die Vorbesitzerin hatte allerdings 15 Interessenten. Beim "Bewerbungsgespräch" konnte man sich aber dann letztlich doch durchsetzen.
Besonders stolz sind die neuen Hausbesitzer auf den neuen historischen Brunnen aus Sandstein, den man sich bewusst mit Blick auf den Straßennamen im letzten Jahr in den Garten gesetzt hat und der vor allem als Pool für die vielen Vögel dient, die ebenfalls Gefallen an diesem urigen Holzhaus gefunden haben und hier auf dem Grundstück an und in allen Ecken brüten. Daher wurde das Haus dann auch auf den Namen "Vogelnest" getauft. Das bereits gefertigte "Namensschild" wurde ebenfalls feierlich enthüllt.
Als letzte Station der Häusertaufe wurde dann das Eigenheim von Doris und Rolf Schmickler im Rotländer angesteuert.
Leider musste Rolf musste ausgerechnet an diesem Tag kurzfristig einen beruflichen Termin wahrnehmen. Doch seine Abwesenheit hat weder Doris noch Rolf davon abhalten lassen, die Taufe in diesem Jahr dennoch durchzuführen.
Es war die Freilinger Verwandtschaft, von denen die beiden Ur-Kölner 2022 den Tipp für das Haus bekamen.
In das Haus mit den zwei komplett getrennten Wohneinheiten, den Ort und das Veranstaltungsangebot haben sich Doris und Rolf sofort verliebt. Im Mai 2023 sind sie nach einigen Umbauarbeiten in den hinteren Teil des Hauses eingezogen. Vier Wochen später folgte dann Doris 88jährige Mutter, ebenfalls Ur-Kölnerin. Sie wohnt im vorderen Teil des Hauses. Alle drei fühlen sich in Freilingen sehr wohl und erfreuen sich an dem vielfältigen Veranstaltungsangebot.
Sofort nach ihrem Einzug boten Doris und Rolf ihren organisationsfreudigen Nachbarn an, bei den verschiedenen Festen zu helfen. Seitdem bekommen sie ihre Arbeitseinsätze quasi ungefragt über den Gartenzaun zugerufen. Und Finn sorgt dafür, dass sie so nach und nach die Freilinger Bevölkerung vorgestellt bekommen. Vor allem aber genießen sie die wunderbare Aussicht im Rotländer, weshalb das Haus auf den Namen „Haus Bellevue“ getauft wurde. Auch Doris bekam wie die anderen Täuflinge eine Urkunde und einen Schirm überreicht. Beim Ehrentanz sprang dann für Rolf Nachbar Siggi ein.
Ausgiebig tanzen konnten dann alle noch einmal bei der anschließenden Kirmesabschlussveranstaltung im Saal Meiershof, in den die Kirmesschar angeführt vom Musikverein einzog.
Roland sorgte wie immer mit alt bewährter, bester Tanzmusik dafür, dass die Feierlaune auch nach der "Freibieraktion" noch lange anhielt. Im Laufe des Abends durften dann natürlich die obligatorischen Ehrentänze für die "Täuflinge", das Maikönigspaar und diesmal auch für die Organisatoren der Kirmes nicht fehlen.
Trotz des verdrießlichen Wetters konnte zum Abschluss der Kirmes dann doch wieder eine ausgesprochen positive Bilanz gezogen werden, an der Jana und Peter Reiferscheid einen wesentlichen (Arbeits-) Anteil haben, für den Siegfried Bonzelet die passenden Dankesworte fand.
Ein großes Dankeschön geht aber natürlich auch wieder an alle Helfer und Unterstützer aus Freilingen, die sich wieder bereit erklärt hatten, dem Verein bei der Kirmesausrichtung (Auf- und Abbau, Theken- und Kassendiensten) tatkräftig unter die Arme zu greifen. Ganz, ganz herzlichen Dank. Ohne die vielen fleißigen Hände ist die Durchführung einer dreitägigen Kirmes nicht möglich, so dass das Vereinskartell schon jetzt um Unterstützung auch im nächsten Jahr wirbt.
So freuen wir uns jetzt schon auf die Kirmes 2025 bei garantiert besserem Wetter, bei der dann hoffentlich auch der "wiedergeborene" Junggesellenverein wieder mit am Start ist !
Bis dahin können die jungen Damen und Herren ja noch reichlich für Zuwachs in den eigenen Reihen werben und sorgen. Unterstützung bei den Alt- und Uraltgesellen ist ihnen jedenfalls bei den künftigen Kirmesgesängen auch wieder sicher.
Übrigens, vielen Dank an die vielen Fotografen, die ihre Bilder für den Kirmesrückblick beigesteuert haben. Mehr Bildbelege dieser außergewöhnlichen Kirmes gibt es in Kürze im Archiv.
Wer ansonsten noch schöne Schnappschüsse hat, darf diese gerne an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! senden, damit wir diese ebenfalls in unser Fotoarchiv einstellen können. Danke!