Michael Hermanns aus dem Freilinger Feriendorf, auch Freilingen-Nord genannt, kommt ursprünglich aus Köln. Seit Jahren lebt er mit seiner Frau Rosi im Feriendorf. Mit 65 denken andere an Ruhestand und rein private Aktivitäten. Doch Michael Hermanns engagiert sich für die Gemeinschaft, ist in einigen Vereinen aktiv und zudem auch in der Gemeindepolitik unterwegs. Das Feriendorf, wo er im Vorstand der IG sitzt, feiert dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum. Ein guter Zeitpunkt, mit Michael Hermanns noch einmal ein Interview für WiF zu führen. Simon Hellenthal wirft einen  Blick auf seine zahlreichen Engagements und die Begeisterung für das Ehrenamt.

 

Im Gespräch mit...Michael Hermanns

 

(Michael Hermanns beim Barbara Konzert 2019)

WiF: Hallo Michael. Seit wann lebt ihr im Feriendorf?

Michael: Unser Haus haben wir im Herbst 2008 als Ferien-/ Wochenendehaus gekauft. Seit August 2011 leben wir fest im Feriendorf.

WiF: Nach einer Anekdote waren Helmut Reifferscheid, Heinz Hermeling und Käsper dafür verantwortlich, dass Rosi und du euren Wohnsitz von Köln fest ins Feriendorf Freilingen verlegt habt. Die drei Herren hatten nämlich bei einer zufälligen Einkehr von euch das gewünschte Kölsch gegen höherprozentigen Schnaps ausgetauscht und euch nach einem feucht fröhlichen, verlängerten Frühschoppen zur Übersiedlung überredet. War das wirklich so oder wie kam der Entschluss zur Übersiedlung?

Michael: Diese Anekdote ist schon richtig, denn nach diesem Sonntagsfrühschoppen bei Käsper, bei dem diese Drei versucht haben uns zu einem Umzug nach Freilingen zu überzeugen, haben wir tatsächlich überlegt, fest ins Feriendorf zu ziehen. Voraussetzung dafür waren aber z.B. der Verkauf unserer Eigentumswohnung in Köln und die Anmietung eines Büros für meine damalige Versicherungsagentur in Freilingen. Beides ist dann relativ schnell gegangen, so dass unserem Umzug nichts mehr im Wege stand.

WiF: Berichte uns doch mal ein bisschen über das Leben im Feriendorf.

Michael: Das ist sehr schön und nah an der Natur. Unter der Woche ist es natürlich etwas ruhiger, aber an den Wochenenden sind oft viele Häuser bewohnt. Es liegt an jedem selbst, ob er Kontakt hat und etwas unternimmt oder er nur in seinem Haus hockt, aber das ist im Dorf selbst ja auch nicht anders. Mir persönlich ist das Schwimmbad sehr wichtig, das zum Glück unbeheizt und damit nur sehr selten voll ist.

Als wegen Corona gar nichts mehr stattgefunden hat und man kaum Kontakte hatte oder haben durfte, hat der Informationsaustausch insbesondere mit Freilingen aber schon gefehlt. Hier vermisse ich die Thekengespräche von und mit Käsper und Ingrid.

WiF: Du sitzt im Vorstand der IG Feriendorf, die relativ aktiv ist. Wie sehen Eure Aktivitäten aus?

Michael: Aufgabe der IG ist die Interessenvertretung aller mit dem Feriendorf und den Ferienhäusern zusammenhängenden gemeinsamen Belange der Eigentümer der Ferienhäuser. Dazu gehören z.B. Verhandlungen mit der Betreibergesellschaft des Feriendorfes, dem lokalen Stromversorger, der Gemeinde Blankenheim und anderen Behörden und Institutionen. Dazu ist natürlich erforderlich, dass möglichst viele Ferienhauseigentümer Mitglied der IG sind, was bei derzeit knapp 80% der Ferienhäuser der Fall ist.

Die IG fungiert als Schnittstelle zwischen den Ferienhauseigentümern und der Betreibergesellschaft. Sie informiert und unterstützt über wichtige Belange wie z.B. Rundfunkbeitrag für Ferienhäuser, Lückenschluss A 1, Status Windpark und Erstwohnsitz im Feriendorf. Sie organisiert oder unterstützt Veranstaltungen im Feriendorf und beteiligt sich an Investitionen an der Infrastruktur. Das waren in den letzten Jahren u.a. eine spezielle Schwimmbadtreppe, die Anschaffung der Kletterspinne oder die Instandhaltung von Kinderspielplatz und Minigolfplatz.

(IG Feriendorf bei der Anlage einer Streuobstwiese 2019)

Derzeit sind wir in Gesprächen mit der Gemeinde über eine Reaktivierung und Attraktivitätssteigerung des Waldlehrpfades. Die Umsetzung wird durch die Kapazitätsbedingung aufgrund der Flutkatastrophe vom Sommer aber leider noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.

WiF: In diesem Jahr feiert das Feriendorf 50-jähriges Bestehen. Wie habt ihr trotz Corona das Jubiläum begangen und plant Ihr für nächstes Jahr dann ein größeres Fest?

Michael: Leider konnte unser geplantes großes Sommerfest, zu dem wir viele Aktivitäten, wie z.B. den Auftritt der Wömbe Jonge, Flohmarkt, Skatturnier und einen Frühschoppen mit dem Musikverein geplant hatten nicht stattfinden. Unsere Festschrift zum Jubiläum haben wir aber herausgebracht, wobei mir hier wichtig war, nicht nur über das Feriendorf und seine Entstehung zu berichten (wie in allen Jubiläumsschriften vorher), sondern auch über Freilingen und dessen Vereine. Hier hast dankenswerter Weise auch Du Dich mit einem schönen Bericht über die Freilinger Geschichte beteiligt.

Ob wir im nächsten Jahr ein großes Sommerfest im Feriendorf veranstalten steht noch nicht fest, es wird aber eher nicht der Fall sein.

WiF: Überall muss mit der Zeit gegangen und an die Zukunft gedacht werden. Habt Ihr Pläne für die Zukunft des Feriendorfs?

Michael: Das ist nicht ganz so einfach, da zumindest bei den Eigentumsgrundstücken nur wenig Einflussmöglichkeiten bestehen. Wichtig ist, dass weiterhin ein guter Zusammenhalt besteht und das Feriendorf, sowohl die einzelnen Häuser wie auch die Gemeinschaftsanlagen, gut gepflegt wird. Wenn es sich auch noch weit anhört, so steht in 2038 ein wichtiges Datum an, denn dann läuft der Pachtvertrag der Gemeinde Blankenheim mit der Betreibergesellschaft aus und steht zur Verlängerung an. Auch hier ist die IG bereits aktiv.

WiF: Das Feriendorf und Freilingen sind eng miteinander verbunden. Wie sehen diese Verbindungen aus?

Michael: Viele aus dem Feriendorf sind regelmäßige Besucher aller Veranstaltungen in Freilingen und nehmen aktiv am Dorfleben teil. Auch bei Käsper hat man jahrelang oft immer wieder welche angetroffen. Inzwischen sind auch einige aus dem Feriendorf Mitglieder in Freilinger Vereinen. Viele werden sicherlich zukünftige Stammkunden im Restaurant von Fabian und Manuel.

WiF: Du bist im Freilinger Musikverein als Kassierer und zusammen mit dem Vereinskartell, besonders seit 2015 bei “Kunst im Garten”, aktiv. Erzähl uns doch mal über dein Engagement für das Dorf und deine Beweggründe dahinter.

Michael: Soziales Engagement habe ich schon früh von meinen Eltern gelernt. So war ich schon als Jugendlicher als Rettungsschwimmer bei der DLRG aktiv und habe in meinen Ferien jahrelang Rettungswachdienst an der Ostsee gemacht. Später bin ich dann noch bei den Johannitern Rettungswagen gefahren.

Wenn man will, dass in seinem Dorf etwas los ist, muss man sich auch engagieren. An beide Ämter bin ich eigentlich ganz nebenbei gekommen. Der Musikverein suche einen neuen Kassierer und da hieß es dann, das kannst Du doch machen, Du warst doch mal bei der Bank und kaum anders war es als in der Dorfwerkstatt über die Wiederaktivierung von ,,Kunst im Garten“ gesprochen wurde.

Da ich von aktiver Musik keinerlei Ahnung habe, sehe ich als meine Aufgabe im Musikverein an Spenden und Fördergelder zu akquirieren und aktiv neue Fördermitglieder zu werben. Mein Ziel ist es, den Musikverein zu Freilingens Mitglieder-stärkstem Verein zu machen, was derzeit noch die IG im Feriendorf ist. Aber während meiner Amtszeit konnten wir die Fördermitglieder von damals 70 auf aktuell 100 steigern.

Bei ,,Kunst im Garten“ ist es mir wichtig, immer eine bunte Mischung von verschiedenen Künstlern zu haben und durch Besuch auf vielen Kunst- und Handwerkermärkten auch immer wieder neue Künstler für Freilingen zu finden. Ich denke, dass dies bisher gelungen ist.

Auch ich werde nicht jünger und im nächsten Jahr 65. Dem Musikverein habe ich versprochen, dass ich dort als Kassierer, wenn man mich dann so lange haben will, bis 70 zur Verfügung stehe. Von daher werde ich das weitere soziale Engagement, zu dem auch noch die GenoEifel gehört, schrittweise langsam reduzieren.

WiF: Als du 2012 deine Versicherungsagentur im Jugendheim eröffnet hast, kam dir beim täglichen Blick auf den Marienplatz die ungewöhnliche Idee einer Bücherbude. Wie war die Arbeit an diesem Projekt und wie steht es um diese Freilinger Kultureinrichtung? Gibt es Ideen für weitere Kulturevents im Zusammenhang mit der Bücherbude, wie damals die Lesung auf dem Marienplatz?

Michael: Die Idee zur Bücherbude ist dadurch entstanden, dass wir nach unserem Umzug nach Freilingen nicht wussten wohin mit unseren vielen Büchern, da wir in Köln ein kleines eigenes Lesezimmer auf der Galerie hatten.  Die damalige Ortsvorsteherin Simone Böhm war sofort von der Idee begeistert, so dass die Umsetzung sehr schnell ging. Auch von Seiten der Kirche als Grundstückseigentümerin und Handwerkern und Betrieben kam rasch Unterstützung.

(Lesung vor der Bücherbude 2013)

Erstaunt war ich, wie viele Bücher uns in kurzer Zeit zur Verfügung gestellt wurden, dies waren weit über 1.000 Stück.

Als ich mein Büro noch hatte, hatte ich die Bücherbude von meinem Schreibtisch aus immer im Blick und sah, wie oft sie besucht wurde. Jetzt schaue ich immer wieder einmal rein und räume sie auf und von daher kann ich davon ausgehen, dass sie immer noch gut angenommen wird. Wenn es vielleicht in Zeiten von E-Books auch etwas weniger wird. Auch ich selbst bin beim Bücherlesen inzwischen ganz auf die digitale Variante umgestiegen.

Gerne erinnere ich mich auch noch an die Eröffnung der Bücherbude am 13. Oktober 2012 mit Marita Köllner (Et Fussich Julche) und ihren Spruch anlässlich der gegenüber Köln deutlich niedrigeren Temperaturen „hier friert man sich ja die Fott ab“ (s. Bericht).

Die beiden Krimilesungen mit Ralf Kramp und auch ohne ihn in 2013 sind gut angekommen und so wird im November diesen Jahres im Bürgerhaus wieder eine Krimilesung mit ihm stattfinden, die wir wegen Corona schon zweimal verschieben mussten.

WiF: 2016 waren Rosi und du das Freilinger Prinzenpaar im Karneval. Auch in Köln wart ihr sehr im Karneval engagiert. Welchen Stellenwert hat der Karneval für Euch und wie lebt Ihr diese Leidenschaft aus?

Michael: Hier sind wir schon deutlich ruhiger geworden, als wir früher waren und die Freilinger Sitzung ist uns heute lieber, als eine Prunksitzung in Köln. Das hat natürlich damit zu tun, dass ich nach fast 15 Jahren in der Begleitung der Kölner Dreigestirne mit nahezu täglichen Auftritten über einen Zeitraum von rund sechs Wochen von der Prinzenproklamation bis Aschermittwoch eigentlich alles erlebt habe und bis auf den Papst bei einer Vielzahl von offiziellen Empfängen dabei war.

WiF: Neben deinem sonstigen Engagement für die Gemeinschaft bist du auch in der kommunalen Politik aktiv. Bei der Kommunalwahl 2020 hast du in Freilingen für die CDU kandidiert und bist über die Liste in den Gemeinderat eingezogen. Wie sieht deine Arbeit für den Gemeinderat aus und was sind deine politischen Ziele?

(Michael mit dem Bundestagsabgeordneten Detlef Seif beim Kunst im Garten 2021)

Michael: Grundvoraussetzung für das Funktionieren von Demokratie ist politisches Engagement. Ich habe z.B. kein Verständnis für Bürger, die immer wieder die Politik kritisieren, aber nicht bereit sind sich zu engagieren. Insbesondere in der Kommunalpolitik vor Ort kann unmittelbar etwas bewegt werden und in der Mehrzahl der politischen Themen in der Gemeinde, wenn man einmal von dem Streitthema Rathaus im ehemaligen Konsum absieht, sind alle Parteien im Wesentlichen oft auf einem Nenner.

Ich persönlich bin nicht so derjenige, der sich gerne direkt in den Vordergrund drängt, sondern arbeite lieber mehr im Hintergrund. Dies kommt meiner Tätigkeit als Fraktionsgeschäftsführer der CDU sehr gelegen. Es stört mich schon manchmal, wenn neben den Fraktionsführern auch noch diverse andere Ratsmitglieder in den Sitzungen genau dasselbe kundtun, was schon gesagt wurde und dadurch manche Sitzungen unnötig lang werden. Mein politisches Engagement hat schon im Alter von 16 Jahren in der Jungen Union begonnen, bevor ich dann in Blankenheim aber wieder in die CDU eingetreten bin, war ich sehr grün angehaucht. Klimaschutz sehe ich daher auch als ein wichtiges kommunalpolitisches Thema an und da sind wir in unserer Gemeinde zwar noch am Anfang, aber auf einem guten Weg.

WiF: Wie beurteilst du das Ergebnis der Bundestagswahl, insbesondere im Hinblick auf deine Partei?

Michael: Fangen wir einmal mit dem positiven an: ich bin sehr erfreut, dass die AfD einiges verloren hat und dies auch in der Gemeinde, bzw. in Freilingen gegenüber der letzten Europawahl.

Das schlechte Abschneiden der CDU ist traurig, war aber leider zu erwarten und nach meiner Meinung hausgemacht. Armin Laschet war mir persönlich in seinen Aussagen oft zu unverbindlich, so als wollte er es jedem recht machen und hat zu wenig klare Linie bezogen. Eine Verjüngung der CDU ist dringend erforderlich, wobei wir bei uns in der Gemeinde diesen Schritt zumindest in den Ausschüssen nach der Kommunalwahl im vorigen Jahr schon gegangen sind. Wir haben hier einige vielversprechende Nachwuchskräfte, die sicherlich zukünftig weitere Aufgaben übernehmen können.

WiF: Hier noch unsere vier beliebten Standard-Fragen.

Michael: Das hatte ich befürchtet, denn diese Fragen sind für mich nicht so einfach zu beantworten.

Lieblingsessen: Gibt es nicht. Wie man mir ansieht, esse ich gerne. Das kann aber je nach Anlass Currywurst, Hausmannskost oder auch ein 8-gängiges Festmenü sein. Und genauso gerne wie ich esse, koche ich auch, wobei ich keine Probleme mit einem mehrgängigen Menü für mehrere Personen habe.

Lieblingsfilm: Das Boot im Directors Cut.

LieblingsmusikerIn: Ist auch nicht so einfach, da mein Musikgeschmack weit gefächert ist. Das geht von Klassik über Oper und Musical bis zu Rock. Aber dann nehme ich Ian Anderson mit seiner Band Jethro Tull. Das war im Alter von 16 Jahren mein erstes Livekonzert und die durfte ich vor drei Jahren auf Burg Monschau bei dem Open Air dort wieder einmal sehen.

Lieblingslied: Niemals geht man so ganz von Trude Herr.

WiF: Vielen Dank für das Interview Michael. WiF wünscht dir weiterhin viel Glück und Erfolg mit deinem ganzen Engagement.

Michael: Simon, ich danke auch Dir und wünsche Dir alles Gute.

Freilinger Infobox

  • Sa 16.11.: letzte Öffnung Grüngutsammelstelle
  • Sa 30.11.: Barbara-Konzert des Musikvereins Freilingen, 20.00 Uhr Saal Meiershof 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

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