Vor rund einer Woche konnte Judith Maur bei der Kommunalwahl im Wahlbezirk Freilingen mit 47,70 % das Direktmandat gewinnen. Sie vertritt Freilingen damit nicht nur im neuen Gemeinderat, sondern wird auch im Rahmen der Wahl der OrtsvorsteherInnen für Freilingen bereit stehen. Wie Judith die Wahl erlebt hat, wie ihre Familie zu ihrem Engagement steht, welche Pläne ihr für Freilingen bereits vorschweben und einige Dinge mehr hat sie uns in einem Interview verraten. Sehr interessant!
In wenigen Wochen (Anfang November) endet die Amtszeit der bisherigen Ortsvorsteherin von Freilingen nach 11 Jahren auch offiziell. Dann nämlich wird Judith Maur nach dem Gewinn des Direktmandates im Wahlbezirk Freilingen bei der Kommunalwahl am 13. September in der konstituierenden Sitzung des neuen Rates der Gemeinde Blankenheim nicht nur den Ratssitz, sondern auch die "laufenden Geschäfte" in Freilingen übernehmen. Ganz schön viel Aufregung, wenn man bedenkt, dass Judith relativ neu im politischen Geschehen ist. Dennoch sieht sich die 46jährige Diplom-Designerin und Illustratorin gut aufgestellt und aufgrund ihres bisherigen ehrenamtlichen Engagements auch bestens vorbereitet. In einem Interview mit WiF hat sie von ihren Erlebnissen rund um die Wahl, ihren Plänen und ihrer Vorstellung von dem neuen Ehrenamt erzählt.
WiF: Liebe Judith, erst einmal ganz herzlichen Glückwunsch zu Deinem großen Erfolg bei der Kommunalwahl. Mit ein paar Tagen Abstand zur Wahl, wie fühlt es sich für Dich an, das Direktmandat in Freilingen gewonnen zu haben und damit auch Ortsvorsteherin zu werden?
Judith: Zunächst einmal habe ich mich wahnsinnig gefreut. Es ist jedoch ein schönes Gefühl, so viel Zuspruch und Vertrauen der Freilinger erhalten zu haben. Dafür möchte ich mich auch gleich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken! Mein Alltag ist bisher noch der Gleiche geblieben. Ich denke, das wird sich auch erst so richtig ändern, wenn ich im Rat offiziell als Ortsvorsteherin ernannt wurde und die Arbeit in den Gremien beginnt.
WiF: Welche Motivation hattest Du, Dich für dieses Amt zu bewerben?
Judith: Ich bin schon immer ehrenamtlich sehr aktiv gewesen, mit dem Kindergarten angefangen und nicht zuletzt die letzten Jahre in der Ahr Grundschule. Auch Aktionen in Freilingen, wie z.B. das Martinspiel machen mir viel Freude. Es ist immer wieder toll, mit wieviel Spaß und schnellem Lernerfolg die Kinder mitmachen. Ich bin der Meinung, dass man durch initiatives Handeln sehr viel bewegen kann.
Wir haben hier auf dem Land den großen Vorteil, schnell Erfolge zu sehen. Ich finde es schön, andere Menschen zu motivieren, mitzumachen, denn das, was man gemeinsam erreicht hat, schafft Zusammengehörigkeitsgefühl, Stolz und Wertschätzung der Sache gegenüber.
(Judith zusammen mit Erwin Mungen vor einer Dorftafel, die beide zusammen gestaltet haben)
Dadurch lebt eine gute Dorfgemeinschaft, die am Ende jedem zu Gute kommt. Freilingen ist mein Heimatort und ich kenne nicht nur die Menschen, sondern auch das dörfliche Leben und es war mir eine Herzensangelegenheit, mich nun auch offiziell für die Freilinger Belange einzusetzen.
WiF: Wie hast Du Deinen ersten Wahlkampf erlebt bzw. empfunden?
Judith: Sehr gelassen, da ich grundsätzlich den demokratischen Wählerwillen akzeptiere. Wäre es einer meiner Mitstreiter geworden, so hätte ich es ihnen gleichermaßen gegönnt und wäre dennoch ehrenamtlich für Freilingen aktiv geblieben. Allerdings muß ich gestehen, dass der Wahltag und die abendliche Wahlauszählung im Bürgerhaus dann doch noch sehr aufregend waren.
WiF: Warum bist Du ausgerechnet für die UWV angetreten?
Judith: Ich habe mir darüber im Vorfeld einige Gedanken gemacht, da ich bisher politisch nicht aktiv war. Ich hätte mir sogar gut vorstellen können, als parteilose Kandidatin zu kandidieren, da es mir wichtig ist, zu jeder Zeit eine freie und unabhängige Meinung zu äußern. Ich hatte dann aber Gelegenheit, die Arbeit der UWV näher kennenzulernen und fühlte mich dann dort gut aufgehoben.
WiF: Wie steht Deine Familie zu Deiner neuen politischen Aufgabe?
Judith: Nachdem ich klar gestellt habe, dass ich nicht vollberuflich ins Blankenheimer Rathaus einziehe, wie mein Sohn Michel schon befürchtete, da er Bürgermeisterin mit Ortsvorsteherin gleich gestellt hatte, stehen alle im Hause Maur hinter meinem neuen Posten. Meine Familie ist es gewohnt, dass ich auf vielen Hochzeiten tanze. :-)
WiF: Hat Dein Vater, ehemaliger Ortsvorsteher von Freilingen, Dir einen besonderen Rat/Tipp mit auf den Weg gegeben?
Judith: Ja, das hat er tatsächlich: Dass ich mir bei größeren Entscheidungen und Vorhaben immer auch ein Freilinger Meinungsbild einholen soll, auch wenn man nicht allen gleichermaßen gerecht werden kann.
WiF: Welche Ziele/Projekte hast Du kurz- und mittelfristig?
Judith: Wie ich bereits in meinem Flyer geschrieben habe, möchte ich einen Freilinger Wochenmarkt etablieren, der u.a. in Kooperation mit dem Ripsdorfer Marktteam laufen soll. Des Weiteren möchte ich z.B. ein Projekt mit geschichtlichem Hintergrund durchführen. Dabei sollen Tafeln entstehen, die in Freilingen an entsprechender Stelle positioniert werden. Hier werden Jung und Alt gefragt sein!
Außerdem wird auch sicherlich der Bau von Nistkästen ein Projekt mit Interessierten werden. Dann gibt es ja noch einige Ideen, die gemeinsam mit dem Vereinskartell durchgeführt werden sollen, nämlich z.B. das Singprojekt oder einige Themenabende für Freilinger Bürger. Ich freue mich, dass Simone weiterhin Vorsitzende des Vereinskartells bleibt und wir diese Aktionen gemeinsam auf die Beine stellen können. So wie ich mich kenne, fallen mir aber im Laufe der Zeit immer wieder neue Ideen ein (lacht).
WiF: Du hast im Wahlkampf angegeben, dass Du die Infrastruktur in Freilingen stärken willst. Was konkret stellst Du Dir da vor?
Judith: Der bereits erwähnte Markt gehört sicherlich genau so dazu wie ein Carsharing-Projekt mit einem Elektro-Auto, das nach dem Dorfauto-Projekt 2013 aufgrund zahlreicher Fördermöglichkeiten jetzt die Chance hätte, nachhaltig umgesetzt zu werden. Damit wollen wir Mobilität dauerhaft unterstützen. Wir arbeiten intensiv daran. Infrastruktur meint aber auch, dass wir die bereits begonnenen Digitalisierungsvorhaben noch weiter unterstützen möchten.
Hier ist auch der soziale Einsatz der Freilinger gefragt, mehr wird aber erst später verraten.
Dann habe ich mir vorgenommen, mich mit Hilfe meiner Vorgängerin sehr in die Möglichkeiten der kommunalen Förderungen einzuarbeiten. Sicherlich kann ich auch aufgrund meiner Erfahrungen in diversen Schulpflegschaften meinen Beitrag zu einer guten Schulkultur leisten.
WiF: Was sind nach Deiner Meinung die Vorzüge in Freilingen und was gilt es zu verbessern oder zu verändern?
Judith: Wir Freilinger sind sehr weltoffen und herzlich. Das bestätigen auch Neu-Zugezogene immer wieder. Insofern möchte ich gar nicht so sehr von Verbesserung sprechen, sondern von der Stärkung unserer bereits vorhandenen Dorfkultur.
Je tiefer ich in die Materie einsteige, desto mehr erkenne ich auch, was bereits für unser Dorf geleistet wurde. An dieser Stelle - das soll nicht untergehen- meinen Respekt und recht herzlichen Dank, auch im Namen aller Freilinger. Ich freue mich schon darauf, wenn unser Dorfleben wieder aktiv auflebt und wir wieder unsere Feste feiern können.
WiF: Ein großes Sorgenkind in Freilingen ist die Nutzung der Alten Schule. Diesbezüglich sind leider schon mehrere Konzepte gescheitert. Wo siehst Du hier Möglichkeiten der Inwertsetzung?
Judith: Ich persönlich denke, dass wir neben unserem Bürgerhaus und unserem tollen Saal Meiershof keine weiteren Gemeinschaftsräume benötigen. Es gibt eine Idee, die bisher zwar angedacht, aber noch nicht spruchreif ist. Hier werde ich noch viele Gespräche führen müssen und werde natürlich sofort berichten, falls aus der Idee etwas werden könnte.
Nur so viel sei verraten: Sollte die Idee funktionieren, könnten viele verschiedene Interessengruppen davon profitieren.
WiF: Worin glaubst Du, liegen Deine persönlichen Stärken in Bezug auf dieses Amt?
Judith: Bekanntermaßen bin ich ja beruflich im kreativen Bereich zu Hause. Insofern ist sicherlich eine Stärke, dass ich Ideen bis zum Ende durchdenken und gut konzipieren kann.
Es soll aber nicht bei der Konzeption bleiben, ich bin auch eine Macherin, die selber gerne mit anpackt. Das ist sicherlich etwas, was ich von meinem Vater Franz-Josef gelernt habe.
Was mich persönlich angeht, halte ich mich für einen emphatischen und diplomatischen Menschen. Ich denke diese Eigenschaft wird mir zugute kommen, wenn Freilinger sich hoffentlich vertrauensvoll an mich wenden, wenn sie etwas auf dem Herzen haben.
WiF: Vielerorts besteht ein großes Problem darin, Nachwuchs für Ehrenamts- oder Vereinsarbeit zu gewinnen? Wie möchtest Du hier gegensteuern?
Judith: In meinen bisherigen Ehrenamtstätigkeiten habe ich eines festgestellt: wenn man selber mit Lust und Tatkraft voran geht, kann man die Mitmenschen gut überzeugen. Das ist meiner Meinung nach auch generationenunabhängig. Freude am Ehrenamt entsteht auch durch das Gemeinschaftsgefühl bei der Verrichtung gemeinsamer Vorhaben. Insofern bin ich ganz optimistisch, dass Jung und Alt weiterhin ihre verschiedenartigen Anteile am Dorfleben beitragen werden.
WiF: Worin siehst Du die Chancen/Möglichkeiten in der Nutzung digitaler Medien und Formate für die schnelle und unkomplizierte Kommunikation mit den Bürgern?
Judith: Die große Beliebtheit unserer Internetseite Wir in Freilingen zeigt, dass die Freilinger (und nicht nur die!) den digitalen Kommunikationsweg sehr schätzen. Man kann ja sagen, dass neben dem dörflichen Leben ein zusätzlicher Kommunikationskanal geschaffen wurde, der auch von ehemaligen Freilingern und sonstigen Interessierten genutzt wird. Die Entwicklung einer Dorf-App ist sozusagen die logische Weiterentwicklung dieses Kommunikationskanals und sorgt nicht nur für schnellen Informationsaustausch, sondern bietet auch die Möglichkeit, einen virtuellen Marktplatz zu nutzen. Wenn ich mir die Zukunft vorstelle, dann gehört sicherlich auch eine Buchung von Dienstleistungen dazu.
Aber keine Sorge - unser Dorfleben steht nach wie vor im Vordergrund und alle Bürger*innen, die keine digitalen Medien nutzen, werden auch weiterhin analog auf dem Laufenden gehalten.
WiF: Zum Schluss noch die vier obligatorischen Fragen:
Lieblingsessen: Kartoffeln in allen Variationen und die asisatische Küche
Lieblingsbuch: Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes
Lieblingsfilm: Bram Stokers Dracula und die Muppet Show
Lieblingsmusiker: Mein Jugendschwarm Michael Jackson und aktuell Ed Sheeran und Dua Lipa
WiF: Liebe Judith, ganz herzlichen Dank, dass Du Dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Wir wünschen Dir viel Erfolg in Deiner Ratsarbeit, vor allem aber Freude an Deinem neuen Ortsvorsteheramt.
Judith: Vielen Dank!