„Ehrenamt des Monats” - so eine Auszeichnung, die der Kreis Euskirchen seit Januar 2021 vergibt. Nach Simon Hellenthal im September 2021 ist im Rahmen der Eröffnung der diesjährigen „Tour de Ahrtal” auch Simone Böhm im Beisein von Bürgermeisterin Jennifer Meuren, Altbürgermeister Rolf Hartmann und Altlandrat Günter Rosenke von Landrat Markus Ramers für ihr ehrenamtliches Wirken mit der Auszeichnung "Ehrenamt des Monats" gewürdigt worden. Herzlichen Glückwunsch!
Der Kreis Euskirchen präsentiert seit Januar 2021 monatlich das „Ehrenamt des Monats". Mit dieser Rubrik soll das ehrenamtliche Engagement in unserer Region transparent gemacht und ein Beitrag zur Anerkennung geleistet werden.
Zuständig für die „Auswahl des „Ehrenamt des Monats" ist die Ehrenamtsagentur Ehrensache" des Kreises Euskirchen. Sie ist eine zentrale Anlaufstelle zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements im Kreis Euskirchen und will die Angebote der Kommunen zur lokalen Ehrenamtsförderung ergänzen. Möglich machte die Arbeit der Ehrenamtsagentur eine Förderkulisse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Unter dem Bundesprogramm „Ländliche Entwicklungen” wurde 2019 das Förderprojekt „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ ausgerufen.
Auf der Tour de Ahrtal wurde nun bereits das zweite Mitglied der WiF-Redaktion als Ehrenamt des Monats durch Landrat Markus Ramers mit einer Urkunde gewürdigt.
Dabei mag die 55jährige Simone Böhm, die Mitarbeiterin im erfolgreichen Freilinger Software Unternehmen Reboot Mobiliy ist, das Wort Ehrenamt eigentlich nicht wirklich. Für sie klingt das zu bürokratisch und emotionslos, „Herzenssache“ würde es da schon eher treffen.
"Im Grunde geht es immer um die eigene Zeit und Energie, die man persönlich bereit ist, für eine bestimmte Sache aufzubringen, die anderen bzw. der Gemeinschaft zugutekommt. Das macht man nur, wenn einem der Einsatz tatsächlich am Herzen liegt und man sich gerne einbringen möchte. Ohne solche gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen würde unser Zusammenleben nicht funktionieren, da es viele Bereiche gibt, die nur durch privates Engagement abgedeckt werden", so die Vorsitzende des Vereinskartells zur Bedeutung des Ehrenamtsarbeit.
Und für diese ist Simone schon seit über 20 Jahren dabei. Zum Ehrenamt im Sinne der Vereinsarbeit kam sie dabei eher rein zufällig. 1999 habe sie als Elternvertreterin auf einem Kindergartenfest eine Rede gehalten. Offenbar stieß ihre (humorvolle) Ansprache auf so großes Gefallen, dass der damalige Vorsitzende des Musikvereins, nicht zuletzt wohl auch mit Blick auf ihr juristisches Studium fragte, ob sie nicht den Vorsitz im Vereinskartell Freilingen übernehmen wolle, da der bisherige langjährige Vorsitzende sein Amt aufgeben wollte.
Die Überraschung war damals groß, da sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal einem Verein in Freilingen angehörte, geschweige denn Vorstandsarbeit kannte. Warum sie sich, auch weil es einigen Widerstand im Verein selbst gab, darauf einließ und inaktives Mitglied im Musikverein wurde, um überhaupt formell den Vorsitz im Vereinskartell übernehmen zu können, kann Simone heute gar nicht mehr genau sagen. Als Mutter von drei kleinen Söhnen sah sie damals jedenfalls die Chance, einen notwendigen Strukturwandel bzw. Erneuerungsprozess im Vereins- und Veranstaltungswesen zu begleiten und damit auch die Zukunft der Kinder in der dörflichen Gemeinschaft mitgestalten zu können.
Dass daraus über 20 Jahre Vorsitz im Vereinskartell Freilingen (9 Jahre davon parallel noch Ortsvorsteherin und stellvertretenden Bürgermeisterin) werden sollten, hätte sie sich damals jedenfalls nicht träumen lassen.
Dem Vereinskartell Freilingen gehören fünf Vereine an, es plant und organisiert verschiedene traditionelle Veranstaltungen, z.B. Seniorenfahrt, Kirmes, Kunst im Garten, Adventszauber und vereinsübergreifende Projekte und Aktionen, z.B. Pflanzungen, Krimilesungen.
Der Verein betreibt zudem das in Eigenleistung umgebaute Bürgerhaus für Veranstaltungen, Vereinsaktivitäten, Sportangebote und private Feiern. Ein wichtiger und umfangreicher Punkt der Vereinsarbeit ist außerdem die Internetseite www.wir-in-freilingen.de.
Großer Wert wird im Verein auf Nachhaltigkeit und Projekte mit ökologischem Bezug gelegt. 2020 wurde der kostenlose, überregionale Geschirrverleih „Tischlein Deck Dich“ aufgebaut, der in den letzten Wochen eine sehr große Nachfrage aus dem ganzen Kreisgebiet und dem benachbarten Rheinland-Pfalz erlebt.
Zudem wurde das vielfältige Ökologische Dorfentwicklungskonzept initiiert, das sowohl mit dem Heimatpreis der Gemeinde Blankenheim als auch dem Landesheimatpreis NRW ausgezeichnet wurde.
In über 20 Jahre gab es bei einem so vielfältigen Tätigkeitsfeld natürlich auch es sehr viele berührende Momente, wie zuletzt die Verleihung des Landesheimatpreises.
"Ein kleiner Junge meinte einmal nach einer Veranstaltung zu mir, dass er auch später Vereinskartellsvorsitzender werden wolle. Das war auf jeden Fall das schönste Kompliment", so die Preisträgerin auf die Frage nach dem schönsten Erlebnis mit Blick auf die ehrenamtliche Tätigkeit.
"Ein wunderbares Erlebnis war sicherlich unsere Spendenaktion bei der letztjährigen Kunst im Garten Veranstaltung auf dem Dorfplatz. Es hat den ganzen Tag stark geregnet und dennoch kamen unheimlich viele Leute und haben uns mit großer Verzehrlaune und einer hohen Spendenbereitschaft unterstützt. Am Ende konnten wir einer von der Flut stark betroffenen siebenköpfigen Familie eine Spende von 3.000 € überreichen. Deren Freude und Dankbarkeit stimmte sehr demütig, aber auch glücklich, in dieser Notsituation helfen zu können.“
Simones Meinung nach wird das klassische Ehrenamt zu vereinsbezogen gesehen. Viele Menschen würden sich mehr engagieren, möchten aber nicht unbedingt Mitglied in einem Verein werden, sondern lieber projektbezogen arbeiten.
"Jeder sollte etwas finden können, was es ihm wert ist, seine Freizeit und seine Energie dafür zu investieren. Da sind wir auch als Verein gefragt, kreative Ansätze zu finden und auf die Menschen mehr zuzugehen. Denn die Gesellschaft braucht viele ehrenamtliche Unterstützer, da die Herausforderungen in den nächsten Jahren nicht weniger werden", beschreibt sie die Situation des Ehrenamtes aus der Sicht als Vereinskartellsvorsitzende.
Für die Zukunft wünscht sie sich in Bezug auf das Ehrenamt, dass es weiterhin gelingt, viele Menschen für ein freiwilliges, soziales Engagement zu gewinnen.
"Dass dies möglich ist, haben die Coronapandemie und auch die Flutkatastrophe gezeigt, die unheimlich viel Solidarität und Mithilfe erzeugt haben und wodurch die Menschen wieder näher zusammengerückt sind. Unsere Gemeinschaft braucht Engagement: ob in den Freiwilligen Feuerwehren bzw. dem Rettungsdienst, in den verschiedenen Vereinen wie Musik-, Sport- oder Dorfverein oder auch bei privaten Aktionen und Projekten auf den Dörfern. Es wäre wünschenswert, dass hier viele ihren Platz und ihr Thema finden und dafür auch die gebührende Wertschätzung in der Gesellschaft erhalten. Da reicht schon ein einfaches Danke, das ich an dieser Stelle gerne einmal an alle ehrenamtlich Engagierten aussprechen möchte“, führt die engagierte Freilingerin aus.
Bürgermeisterin Jennifer Meuren kann sich jedenfalls über eine sehr aktive Ehrenamts-Szene in der Gemeinde Blankenheim freuen, die inzwischen schon mehrfach die Auszeichnung “Ehrenamt des Monats” bekommen hat. Auch sie bedankte sich mit einem Geschenk bei Simone für ihr vielfältiges Wirken.
Herzlichen Glückwunsch!