"36 Jahre" hatte Ernst Lüttgau auf dem 5 Sterne Campingplatz am Freilinger See erfolgreich das Sagen. Nun hat er die Anlage an Dietmar Harsveldt aus Mühlheim an der Ruhr verkauft.
Es bewegt sich einiges am Freilinger See. Wie bereits berichtet, sind zum einen Marianne und Robert Polak mit dem Betrieb des Kiosks am Freilinger See nach 35 Jahren "in Rente" gegangen. Die Nachfolger Cetin und Kebire Erdogan sind aber bereits gefunden und übernehmen ab der Saison 2019 in der "Freilinger See Bar" das kulinarische Angebot direkt am Freilinger See (s. Bericht). Dazu wird der alte Kiosk zur Zeit umgebaut, an den überdies das seit Jahren geplante Taucherhaus mit neuen Sanitäranlagen mit Mitteln der Leader-Förderung angebaut wird. Auch die Außenanlagen werden komplett neu gestaltet. Überdies hofft man auf weitere Fördermittel aus dem Leader-Fördertopf, um nun endlich weitere Planungen aus dem Gestaltungskonzept für den Freilinger See umsetzen zu können, wie z.B. der barrierefreie Rundweg und Spielelemente für kleinere Kinder.
Es gibt aber noch einen weiteren "Stabwechsel" am See. Nach 36 Jahren hat nun auch der Betreiber des Eifelcamps, Ernst Lüttgau offiziell seinen Abschied verkündet. Dies wird ihm nicht leicht gefallen sein, denn er hat in den letzten Jahrzehnten die 26 ha große Anlage mit rund 500 Stellplätze zu einem mehrfach ausgezeichnete 5 Sterne Campingplatz ausgebaut. Alleine in diesem Jahr konnte man weit über 100 000 Camper-Übernachtungen verzeichnen. Bis zu 1500 Gäste besuchen jährlich die attraktive Anlage am Freilinger See.
Doch jetzt möchte der vielseitige Blankenheimer, der mit seiner Familie eigentlich ständig vor Ort präsent war, etwas anderes machen. Lüttgau: „Ich werde nächstes Jahr 65 Jahre alt. Meine beiden Söhne, die 24 und 25 Jahre alt sind, möchten den Platz nicht übernehmen, weil sie sich anders orientiert haben.“ Das Unternehmen habe auch seine Schattenseiten. „Man hat 365 Tage im Jahr, sogar an Heiligabend, geöffnet. Ich kann nachvollziehen, dass meine Jungs etwas anderes wollen“, sagt Lüttgau.
Aber auch er selbst will sich wieder verstärkt anderen, vornehmlich künstlerischen Dingen zuwenden. Denn eigentlich hatte sich Ernst Lüttgau einmal der Kunst verschrieben (s. dazu auch das Interview mit Ernst Lüttgau aus dem Jahr 2014). Zwar hatte er zunächst von 1969 bis 1973 eine Lehre als Elektroinstallateur in Blankenheim absolviert. Dann entwickelte er aber schnell andere Pläne. Nach dem Besuch und Abschluss der Fachoberschule in Köln bekam er über eine Begabtensonderprüfung die Zulassung für die Uni Köln, an der er Kunst auf Lehramt studierte. Das Studium schloss er 1981 erfolgreich mit 1. Staatsexamen ab.
Noch während des Studiums machte er sich ab 1979 selbstständig und betrieb mit einem Freund eine Werbeagentur. Parallel dazu gründete er 1982 mit seien Partnern Schnelle und Haseleu die OTIUM GmbH & CO KG. Am 23. Juli 1983 wurde der Campingplatz Freilinger See feierlich eröffnet. Der Campingplatz war zunächst als Investitionsprojekt gedacht und war von 1985 bis 2001 an Alfred Wieliki verpachtet. 2001 übernahm Lüttgau den fortan als Familienbetrieb geführten Platz und wandelte viele Dauer-Campingplätze in touristische Plätze um. Im Laufe der Zeit wuchs die Anlage von 7 auf 26 Hektar. Inzwischen gibt es fünf Kategorien von Stellplätzen: Zeltwiesen, Standardplätze, Komfortplätze, Komfort plus und die Luxus-Kategorie. Das Eifelcamp verfügt über einen Mehrgenerationenplatz, Sportbereiche und eine "Chill-Area".
Von 1989 bis 1991 war Ernst Lüttgau zudem Lehrbeauftragter an der Hochschule der Künste (HDK) in Berlin. 1990 gründete er den E. G. Lüttgau Verlag.
Für kreative Dinge und seine künstlerische Ambitionen bleibt dann jetzt nach der Trennung vom Eifelcamp wieder mehr Zeit.
Sein Nachfolger am See ist Dietmar Harsveldt aus Mülheim an der Ruhr, der das Unternehmen „Freizeit-Oasen“ führt und nach eigenen Angaben mittlerweile der größte Besitzer von Campingflächen in Europa ist. Er ist 59 Jahre alt und besitzt neun Campingplätze. Demnächst werden es mit Freilingen und dem Platz in Kalkar, den er ebenfalls erwerben wird, elf sein. Dietmar Harsveldt verfügt damit nach eigenen Angaben über die meisten Campingflächen in Europa. Sein ältester Sohn arbeitet in seinem Unternehmen „Freizeit Oasen“ mit. Ihm gehören bereits die Freizeitparks- und Anlagen Rethemer Fähre in Böhme, Entenfangsee in Mülheim an der Ruhr, Ruhrtal in Hattingen, der Park Flaesheim und die Marina in Haltern am See, Tillessensee in Dorsten, Altfeld in Kamp-Lintford, Camping Biggesee in Olpe-Sondern sowie der Freizeitpark Kinzigsee in Langenselbold.
(Foto: Klaus Pesch ©: links Ernst Lüttgau, rechts Dietmar Harsveldt)
Der Kontakt mit Lüttgau sei über eine Campingmesse zustande gekommen. „Das Eifel-Camp ist ein Fünf-Sterne-Platz mit Bekanntheitsgrad und Ansehen. Da sind wir ins Gespräch gekommen“, so Harsveldt.
„Wir haben einen vernünftigen Kaufpreis gefunden, und ich erhoffe mir vom Eifel-Camp Synergien für meine anderen Plätze“, erläutert er seine Beweggründe für die Übernahme. Alle Mitarbeiter werden laut Harsveldt übernommen. Auf seinen neun Plätzen verfüge er, so Harsveldt, über 10 000 Stellplätze und 6000 Dauermieter. Den Freilinger Platz, der von Lüttgau mit viel Emotionalität geleitet worden sei, brauche er nicht groß zu verändern. Die Anlage werde nur etwas vergrößert.
Das Eifel-Camp zu verkaufen sei für ihn schon eine bedeutende Entscheidung, sagt Lüttgau. Ähnlich schwerwiegend sei 1982 seine Entscheidung gewesen, während des Referendariats der Schullaufbahn Ade zu sagen. „Ich hatte mich schon während des Studiums 1978 mit meiner Werbeagentur selbstständig gemacht. Tagsüber saß ich im Seminar und in der Schule, nachts habe ich die Aufträge abgearbeitet“, beschreibt er seinen damaligen Stress. Seine Eltern Margarethe und Gustav seien einverstanden gewesen, als er ihnen mitgeteilt habe, dass er nicht als Lehrer arbeiten werde. „Jung, dat muss du selbst wissen“, habe seine Mutter gesagt (Quelle: KStA vom 20.12.2018).
Man kann davon ausgehen, dass er sich auch den jetzigen Schritt wohl überlegt hat. Wir wünschen Ernst Lüttgau für sein anderweitiges kreatives Engagement ebenfalls viel Erfolg und wünschen seinem Nachfolger ein ebenso erfolgreiches Händchen beim Betrieb des Eifelcamps, wie sein Vorgänger es hatte. Was der Betreiberwechsel am Eifelcamp für Neuerungen bringen wird, wird man sehen...