Es war eine der Überraschungen für Fachbesucher und Literaturkritiker auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse Mitte März: die Vergabe des Sonderpreises "abgedrehteste Geschichte" im Rahmen des Indie-Autor-Wettbewerbs für Selfpublisher von Thriller und Krimis an Mario Maur. Unter dem Pseudonym "Weizenmario" konnte er mit seinem ersten Eifelkrimi "Der Schnarchbär" Jury und Fachpublikum überzeugen. Wieder ein tolles Beispiel dafür, welche Talente Freilingen zu bieten hat. Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg!
Normalerweise hat er sich den Reimen verschrieben. Als "Reimemacher" hat der Freilinger Mario Maur bereits zahlreiche Situationen in humorvoller Weise in Versform festgehalten. Ob Familie, Freunde oder Bekannte, schon vielen hat er anlässlich von Geburtstagen und Jubiläen eigene Gedicht gewidmet, mal frech, mal romantisch, aber in der Regel sehr humorvoll.
Der Eifeler Wortakkrobat hat auch schon einen kleinen Gedichtband mit Gedichten über die Eifel, die besonderen Menschen dieser Region und die Lebensfreude publiziert, leider nicht mit dem erhofften durchschlagenden Erfolg. Doch nun scheint der literarische Durchbruch sicher. Denn erst jetzt wurde bekannt, dass Mario auf der erst vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Leipziger Buchmesse völlig überraschend mit einem Preis in einer für die berichterstattende Presse sonst eher uninterressanten Wettbewerb ausgezeichnet worden ist.
Unter dem Pseudonym "Weizenmario" hatte er dort sein Erstlingswerk im Bereich Krimis als Wettbewerbsbeitrag für den "Indie-Aurtor-Preis" eingereicht. Das Manuskript hatte er erst vor wenigen Wochen heimlich und sogar ohne Kenntnis seiner Familie bei einem kleinen Kölner Buchverlag vorgelegt, wenig überzeugt von den Erfolgsaussichten einer Veröffentlichung. Doch die Mitglieder der Jury des "Indie-Autor-Preises", der im Rahmen der Leipziger Buchmesse alljährlich vergeben wird, waren von dem Eifeler Newcomer so angetan, das man ihm in diesem Jahr mit dem Sonderpreis "abgedrehteste Geschichte" ausgezeichnet hat.
Ulf Siebhahn, Geschäftsführer des Bastei-Lübbe-Verlages und Vorsitzender der Jury führte in der Begründung dazu aus:" So eine im wahrsten Sinne irre Geschichte ist uns schon lange nicht mehr untergekommen. Kaum zu glauben, dass dies der erste Krimi des Autors sein soll, der mit seinem Ideenreichtum hinsichtlich der verschieden Handlungsstränge, der gezeigten Wortvirtuosität und der Akribie in der Beschreibung der Handlungsorte und Personen bewiesen hat, dass es abseits von Jaques Berndorf, Martina Kempff und Ralf Kramp noch unentdeckte Literaturschätze in der Eifel zu heben gibt." Der Preis ist mit einer signierten, bebilderten Sonderausgabe von "Die Chemie des Todes" des bekannten Krimi-Autors Simon Beckett, einem einstündigen Leseslot bei der Langen Leipziger Lesenacht am 15. April und einem 35 € Hagebau-Gutschein dotiert. Außerdem erhält der Sieger 30 Druckexemplare seines Buches vom Topkrimi-Verlag.
Wieso er erst erst jetzt die Preisverleihung auch in unserer Region öffentlich bekannt macht und damit die Aufmerksamkeit auf sich und sein Buch lenkt, erklärt der schüchterne "Weizenmario" wie folgt:" Ich bin eben zu Hause als Reimemacher bekannt. Dass ich einen Krimi schreiben könnte, habe ich mir ja selbst nicht zugetraut, zumal ich eigentlich zunächst eine Infobroschüre über die schönsten Radtouren der Nordeifel unter der Berücksichtigung des besten Pausenbier-Angebotes vor Ort erstellen wollte.
Die Idee mit dem Krimi kam mir ganz spontan, nachdem ich Ende 2016 zufällig an einer Sitzung des Gemeinderates in unserer Kommune teilgenommen hatte. Ich habe von der Idee für das Buch nur meiner Frau erzählt, die meinen Erstlingsversuch allerdings eher kritisch sah. Ihr war das Grundgerüst der Krimigeschichte zunächst zu abstrus. Mittlerweile hat sie die örtliche Wirklichkeit teilweise eines Besseren belehrt. Mein Kölner Verleger hat mich dann dazu gedrängt, im Vorfeld zur Veröffentlichung des Buches dieses als Selfpublisher-Werk beim Wettbewerb einzureichen, weil er einerseits das Potential der Geschichte erkannt hat, andererseits aber wohl auch die Markttauglichkeit testen wollte. Dass mein Erstlingswerk nun ausgezeichnet worden ist, kann ich bis jetzt kaum glauben. Gestern hat mich dann die hiesige Lokalpresse auf den Erfolg angesprochen. In den nächsten Tagen wird ein großer Artikel dazu erscheinen. Es ist wie ein Traum. Im Grunde liegt mir aber trotzdem mein Gedichtband mehr am Herzen".
Auf die Frage, was er denn als nächstes Werk in Planung habe, reagiert der bescheidene Autor mit einem Schulterzucken. Er müsse erst einmal die öffentliche Aufmerksamkeit verarbeiten, die aufgrund des Wettbewerbssieges natürlich gestiegen sei. Auch sei er vom Verlag schon darauf gesprochen worden, ob er nicht eine Fortsetzung seiner Krimigeschichte schreiben wolle. Dies würde sich nämlich sogar als Reihe anbieten, gerade wegen der handelnden Personen und der interessanten Örtlichkeit.
Und worum geht es nun ein seinem prämierten Buch, das hinter dem Titel "Der Schnarchbär" nicht unbedingt einen Krimi vermuten lässt?
"Das ist eine wirklich verworrene, ja sogar leicht chaotische Geschichte, so wie die Inspiration durch die Wirklichkeit", meint dazu der Nachwuchsautor. Er habe bewusst einen trotz kriminalistischen Inhalts eher neutralen Titel gewählt, um sich vom üblichen "Tod in..." oder "Der Mord auf..." zu unterscheiden.
Seine Geschichte spielt im Spätsommer des Jahres 2017 im fiktiven Eifeler Dorf Breitlingen. Am dortigen idyllischen und touristisch wenig erschlossenen See wird an einem kühlen Septembermorgen bei einer Routine-Wasserqualitätsprüfung die Leiche der Ortsvorsteherin Sabine Köhn gefunden. Sie liegt vor dem am Seeufer befindlichen sanierungsbedürftigen Kiosk, der noch bis Ende des Monats geöffnet hat.
Offensichtlich wurde die leicht übergewichtige 47jährige mit dem in der Nähe der Leiche gefundenen Anglermesser erstochen. Die Obduktion ergibt zudem, dass sich ihn ihrer Speiseröhre ein nicht sehr hochwertiger Anglerhaken aus chinesischer Produktion verfangen hat. Daraufhin nimmt die zuständige Mordkommission unter der Leitung des kurz vor der Pensionierung stehenden Kriminalhauptkommissar Friedbert Kalt die Ermittlung auf. Kalt hat sich eigentlich bereits auf seinen wohlverdienten Ruhestand gefreut und ist nicht gerade davon begeistert, dass er jetzt wahrscheinlich Überstunden einplanen muss.
Zunächst werden unweigerlich die Mitglieder des örtlichen Angelvereins ins Visier genommen. Schnell erkennt der mürrische Kommissar, der von allen nur Freddi genannt wird, dass der Täterkreis aufgrund der Aktivitäten und Verwicklungen des Opfers weiter zu spannen ist. Plötzlich gelangen die unterschiedlichsten Personen unter Verdacht. Da ist zum einen Bürgermeister Ralf Weichberg, der tags zuvor einen Ortstermin mit der ihm unsympathischen Ortsvorsteherin am besagtem Kiosk hatte. Laut der Aussage des Kioskbesitzers war Weichberg mit seiner Ratskollegin in heftigen Streit über die Zukunft und die ihrer Meinung nach schleppende touristische Entwicklung des Breitlinger Sees geraten. Dies wird auch durch andere Augenzeugenberichte bestätigt. Einer will sogar eine Handgreiflichkeit zwischen den beiden beobachtet haben, bei der die kräftige Köhn aber die Oberhand behalten haben soll.
Zum anderen scheint aber auch Martin Köhn, der Ehemann des Opfers, nicht ganz unverdächtig. Denn im Dorf kursieren mehr oder weniger ernstzunehmende Gerüchte, dass es um die Ehe der Köhns nicht gerade zum Besten stehe. Die Eheleute würden sich auf öffentlichen Veranstaltungen aber auch privaten Feiern ständig in den Haaren liegen. Insbesondere das starke Schnarchen des Mannes sei neben ihrer maßlosen Geldverschwendung auf unzähligen Shoppingtouren immer wieder Anlass für endlose eskalierende Diskussionen. Die Ehefrau habe kürzlich sogar damit gedroht, aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen.
Aber auch bei einigen ihrer Ratskollegen ist die arrogante und rechthaberische Sabine Köhn ausgesprochen unbeliebt. Sie hat in vergangenen nicht-öffentlichen Sitzungen mehrfach damit laut gedroht, den gegen einige Lokalpolitiker geäußerten Korruptionsverdacht nun endlich mit eindeutigen Belegen offenzulegen.
Freddi ist ziemlich genervt, denn er steht bei der Lösung des Falles auch noch unter Zeitdruck. Die Planungen und Vorbereitungen für ein überregional angepriesenes Tauch-Event am Breitlinger Sees laufen auf Hochtouren und da passt ein ungelöster Mordfall nicht in die Werbestrategie des geschäftstüchtigen Veranstalters.
Im Rahmen der weiteren Ermittlungen dringt Freddi trotz eheblichen Widerstandes und mancher Vertuschungsversuche in die Tiefen der örtlichen Kommunalpolitik ein. Was er bei seinen Recherchen im Rathaus und im privaten Umfeld des nicht nur politisch aktiven Opfers an Entdeckungen macht, führt den erfahrenen Kommissar an die Grenzen seiner Vorstellungskraft.
Plötzlich dreht sich an seinem beschaulichen Arbeitsplatz in der idyllischen Eifel alles um dubiose ausländische Investoren, illegale Geldflüsse und politische Machtkämpfe. Welche Rolle am Ende das anstehenden Champions-League-Spiel des 1. FC Köln, die gemeindlichen Pläne für den Neubau eines Schwimmbades und die "Wohnwagen" an der L114 für die Lösung des Falles spielen, erfährt der Leser im Laufe der insgesamt 360 Seiten des überaus spannend geschriebenen Buches erst nach und nach. Soviel sei an dieser Stelle noch verraten: das Ende wird jeden verblüffen!
Also, wenn sie noch ein spannendes Buch für Ihre abendliche Lesestunde oder den nächsten Urlaub suchen, dann ist dieses Erstlingswerk des vielversprechenden Freilinger Autors nur zu empfehlen. Es ist in drei Wochen unter der ISBN 978-3-86883-739-1 im Buchhandel für 9,90 € erhältlich.
WiF gratuliert "Weizenmario" alias Mario Maur ganz herzlich zum Wettbewerbsgewinn und wünscht viel Erfolg mit dem Verkauf des Buches!
Vielleicht führt "Der Schnarchbär" ja demnächst die Liste der erfolgreichsten Eifel-Krimis an, wer weiß...