Geschafft...endlich! Nach rund 1 ½ Jahren Bauphase ist die Sanierung der Ortsdurchfahrt Freilingen ( K41 ) bis auf ein paar kleine Restarbeiten abgeschlossen. Daher kann die sanierte Straße nun wieder offiziell für den Verkehr frei gegeben werden, natürlich nicht ohne "hoheitlichen" Segen. Die offizielle Einweihungsfeier, zu der alle Freilinger Bürger herzlich eingeladen sind, findet am Samstag, 5. November ab 14.00 Uhr am Marienplatz statt. In diesem Zusammenhang hier einmal einige Hintergrundinformationen, vor allem zu einem Presseartikel von 1959: "Die Dorfstraßen muten mittelalterlich an....". Sehr interessant!

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"Die Dorfstraßen muten mittelalterlich an"...so titelte die Lokalpresse im Frühjahr 1959 hinsichtlich der Zustände auf den Straßen in Freilingen, insbesondere hinsichtlich der Ortsdurchfahrt.

"An Freilinger Straßen kann nicht erkannt werden, dass das 20. Jahrhundert schon 59 Jahre alt ist. Die wichtigste Dorfstraße, die Unter- und Oberdorf miteinander verbindet, gleicht einer Versuchsstrecke für Geländewagen. (...) Staub, Steine und tiefe Querfurchen bestimmen das trostlose Bild. Es ist genauso wie vor 100 Jahren (...) Kaum zu glauben, dass es im Jahr 1959 noch eine solche Hauptstraße in einem Dorf gibt. Schmutzige Rinnsale fließen an den Seiten vom Oberdorf ins Unterdorf hinunter und nehmen Spülwasser und überlaufende Jauche auf. Ein Bild der Trostlosigkeit," heißt es in dem Bericht.

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(Martinusstraße Richtung Kirche vor der Sanierung, abgebildet ist "Schäwesch Sibbert",Siegbert Ramers))

In einem Leserbrief schrieb dann Albert Luppertz 1962 (damals war Freilingen noch eine eigenständige Gemeinde im Kreis Schleiden) an die Kölnische Rundschau: "Freilingen gehört zu den wenigen Gemeinden in unserem Land, wo es weder Kanalisation noch geteerte oder gepflasterte Ortsstraßen noch ausreichende Straßenbeleuchtung noch eine vernünftige Wasserwirtschaft gibt. Im Kreis Schleiden wird es wohl kein Dorf dieser Größe geben, das eine solche Kalamität aufzuweisen hat. (...) Es ist schon eine Zumutung, zu Fuß durch den Ort gehen zu müssen."

Freilingen gehörte zu dieser Zeit zu den ärmsten Gemeinden des Amtes Blankenheim. Daher befürchteten die Freilinger Gemeindevertreter damals, dass auch in 100 Jahren noch nicht viel getan sein würde, wenn anderweitig keine Geldmittel zur Verfügung gestellt würden, man aber dennoch nicht weiter das Aschenputtel sein wollte. Die Lösung brachte damals der sog. Ausgleichsstock des Landes NRW, der mit umfassenden Landeszuweisungen eine großangelegte Maßnahme in Freilingen ermöglichte. 

Die umfassende Sanierung, sowohl hinsichtlich des Straßen- als auch Kanal- und Wasserversorgungsnetztes dauerte vom Herbst 1963 bis Sommer 1966 und war mit vielen Behinderungen und anderen Unannehmlichkeiten verbunden, insebsondere, weil man immer wieder auf hartnäckige Felsbereiche in der Ortslage stieß.

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(Dampfwalze vor der Kirche 1966)

Aber die Freude über die neuen Straßen, die erste Kanalisation, die völlige Erneuerung des Wasserleitungsnetzes, dazu noch Bürgersteige, die in den meistern anderen Dörfern zu diesem Zeitpunkt noch fehlten, war groß.

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(Kanalsanierung in der Lommersdorfer Straße, 1963)

Die ganze Maßnahme kostete damals fast 3 Millionen DM. (Quellen: Freilinger Chronik von Albert Luppertz; Schulchronik von Freilingen aus dem Jahr 1948, angelegt von dem Lehrer Karl Klerx, fortgeführt von Lehrer Franz Klauer). 

Genau 50 Jahre, nachdem diese erste große Straßenbaumaßnahme in Freilingen beendet worden ist, kann wiederum die Fertigstellung einer umfangreichen Sanierung der Ortsdurchfahrt verkündet und gefeiert werden. Auch im Rahmen dieses Projektes wurden am Kanal- und Wasserleitungsnetz umfangreiche Arbeiten verrichtet, Gehwege neu errichtet, die Straßenbeleuchtung optimiert und eine umfangreiche Bepflanzung vorgenommen, und das für einen Betrag von rund 1,8 Mio €.

Damals wie heute freuen sich Verantwortliche wie Anlieger, dass die Maßnahme umgesetzt und jetzt dann auch fertig gestellt worden ist. Und damals wie heute hat sich durch die Sanierung einiges am Ortsbild, aber auch an der Verkehrsführung geändert. 

Der Marienplatz als ein Schwerpunkt der Sanierung hat ein völlig neues "Gesicht" bekommen. Der Straßenbereich wurde verringert, wodurch auch die Verkehrsinsel auf dem Marienplatz weggefallen ist. Damit wurde die für Fußgänger unglückliche Gehweg- und Platzsituation um die Kirche durch einen breiten Fußgängerbereich verbessert.

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Zudem wurde ein Bushaltehäuschen, insbesondere für die Schulkinder aufgestellt. 

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Die Verengung um die Kirche herum bedingt nun andererseits einen nur einspurig befahrbaren Straßenverlauf. In diesem Bereich wurde dann zudem noch die Bushaltestelle aus der Blankenheimer Straße verlegt, was zu einer zusätzlichen Verkehrsberuhigung führen soll. Zudem wurde die Vorfahrtssituation am Marienplatz geändert.

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Um die Kirche herum wird der Verkehr von Lommersdorf kommend auf einer abknickenden Vorfahrtsstraße den Ort hoch geleitet, so dass der Gegenverkehr aus Richtung B 258 nun wartepflichtig ist. 

Auf der Martinusstraße erwartet den Verkehrsteilnehmer dann wiederum eine Straßenverengung mit Haltebuchen durch die Verbreiterung der Gehwege, womit die Situation für die Fußgänger sich auch an dieser Stelle ganz wesentlich verbessert hat.

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Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang ist, dass vor allem die Änderungen im Bereich Marienplatz bereits vor genau 25 Jahren angeraten worden sind.

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Denn bereits im Jahr 1991 wurde im Dorfentwicklungskonzept für Freilingen, das im Auftrag des Landesamtes für Agrarordnung NRW erstellt worden war, bezüglich der Verkehrssituation in Freilingen, vor allem am Marienplatz folgendes festgestellt:

"Die Fußwege (an der K 41) sind in vielen Bereichen zugunsten einer gleichmäßig sehr breiten Fahrbahn auf ein Minimum reduziert. Die größte Diskrepanz im Verhältnis zwischen Aufenthalts- und Verkehrsfunktion haben dabei die platzartigen Bereiche an der alten Kirche. (...) Dieser "Dorfmittelpunkt" ist...durch die überbreite Fahrbahn, die nur schmalen Bürgersteige und das Fehlen hier früher vorhandener Bäume in seiner Aufenthaltsqualität sehr beeinträchtigt. Er kann daher seiner Funktion als Dorfmittelpunkt nicht gerecht werden. Ein völlig versiegelter unbegrenzter Hauptplatz mit mangelnden Gestaltungselementen".

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Die Planer stellten bereits 1991 fest, dass der Marienplatz im Hinblick auf die festgestellten Mängel ein Schwerpunkt der Dorferneuerungsmaßnahmen bilden musste. Für den Kreuzungsbereich Martinusstraße/Lommersdorfer Straße/Blankenheimer Straße wurden Grünpflanzungen und Fahrbahnverschwenkungen vorgeschlagen. Außerdem wurde empfohlen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern, indem die Dominanz der Verkehrsfunktion beseitigt werden sollte.

Konkret sah die alte Planung u.a. folgendes vor: Verbreiterung der Grünfläche an der Kirche durch Verschmälerung der Fahrbahn und Entsiegelung des Mittelbereichs, Pflanzen von Bäumen (Anpflanzung von Bäumen an der Kirche beidseitig an der Lommersdorfer Straße, drei Bäume entlang der Blankenheimer Straße), Aufstellen von Bänken und einem Wartehäuschen zwischen Kirche und Jugendheim, Umgestaltung der Grünfläche vor dem Jugendheim. Zeitplan : Vorplanung 1992, Ausführung 1993  (Quelle: Dorfentwicklungskonzept der gruppe hardtberg aus Bonn, 1991)

Dieser Zeitplan von 1991 war damals wohl mehr als ambitioniert. Die Planungen und Empfehlungen wurden zwar zu Kenntnis genommen, aber letztlich, wohl auch aus Geldmangel, in den folgenden Jahren nicht umgesetzt. Erst durch die dem Kreis Euskirchen zur Verfügung gestellten Fördermittel für Straßenbaumaßnahmen konnte die Planung neu aufgenommen und jetzt endlich, nach 25 Jahren, auch umgesetzt werden.

Insbesondere die Begrünung des Marienplatzes wurde (annähernd) umgesetzt. An der Lommersdorfer Straße wird vor der Kirche ein Baum gepflanzt, ebenso gegenüber der Kirche. In der Blankenheimer Straße sind Standorte für drei Baumpflanzungen vorgesehen. Rund um den Marienplatz sind insgesamt vier Beete angelegt und bepflanzt worden. 

Doch die "grünen" Veränderungen im Ortsbild sollen damit noch nicht abgeschlossen sein. Denn das Dorfentwicklungskonzept sieht darüber hinaus vor, dass im Kreuzungsbereich Brunnenweg/Lommersdorfer Straße Grünpflanzungen erfolgen sollen. Da sich an dieser Stelle eine größere gemeindliche Grünfläche befindet, werden hier zwei Kugelahorne gepflanzt. Sie sollen eine Willkommenstafel für Gäste einrahmen, die dort ebenfalls aufgestellt werden soll, nicht zuletzt auch, um den Verkehr ein wenig einzubremsen. 

Eine Geschwindigkeitsdämpfung war auch den Planern bereits 1991 sehr wichtig. Deshalb schlugen sie für die Ortseingänge an der K 41 und der Blankenheimer Straße eine Schaffung von "deutlichen Ortseingängen"  in Form von Gestaltung durch sog. Baumtoren vor.

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Baumtor

Auch bezüglich dieser Ortseingangsbepflanzungen laufen bereits die Planungen, die nächsten Jahr umgesetzt werden sollen. Dann wird auch am Ortseingang Lommersdorfer Straße eine Geschwindigkeitsmessanlage aufgehängt, die ebenfalls zur Geschwindigkeitsreduzierung in diesem Bereich beitragen soll. 

Das sind natürlich alles Maßnahmen im öffentlichen Bereich. Was jeder vor seiner eigenen Haustür "anstellen" bzw. verbessern kann und sollte, ist natürlich eine andere Frage. Aber auch hierzu hatten die Planer 1991 einen klaren Standpunkt:

"Dem Mangel an straßenraumwirksamen Grün (in Blankenheimer -, Lommersdorfer -, Reetzer - und Martinusstraße) kann durch private Baum-, Strauch- und Heckenpflanzungen sowie Fassadenbegrünung entgegengewirkt werden. Für eine bessere Durchgrünung Freilingens und zur ökologischen Aufwertung, sind viele kleine in den Straßenraum wirkende Privatmaßnahmen nötig. (...) Unbedingt notwendig ist in Freilingen die Werbung unter den Dorfbewohnern um mehr Verständnis für die dorftypischen Pflanzen", heißt es nämlich weiter in den Empfehlungen im Dorfentwicklungskonzept, das in Kürze auf vollständig auf unserer Internetseite zur Einsichtnahme veröffentlicht wird. 

Die privaten Maßnahmen muss aber jedenfalls jeder für sich selbst überprüfen und entscheiden. 

Mit den Verbesserungen im öffentlichen Bereich ist aber schon einmal ein erster Schritt getan. Wir sind auf einem guten Weg was unsere Dorfentwicklung angeht...

Und hier für ganz Interessierte einmal ein Blick zurück auf die Ortslage im Bereich rund um den Marienplatz, wie sie im Jahr 1825 vorzufinden war. Damals war der Platz vor der Kirche noch von ganz anderen Dingen dominiert: Wassergraben, Gärten, Burg und Brunnen.

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(Skizze von Josef Riethmeister: "Unterfreilingen" im Jahr 1825)

Die Rekonstruktion dieser historischen Pläne (vor allem mit einer Burg) wäre ja auch ganz interessant gewesen, wenn sie auch wahrscheinlich auf ganz wenig Gegenliebe beim Kreis gestoßen wäre, da sie für die heutige Verkehrsführung in jedem Fall völlig unzureichend gewesen wäre.

Aber mit dem jetzigen Ergebnis können wir ja auch schon ganz zufrieden sein. Dem würden auch die von Geldsorgen und katastrophalen örtlichen Bedingungen leidgeplagten Gemeindevertreter von 1959 zustimmen, die leider jetzt nicht mehr miterleben dürfen bzw. können, wie aus dem Aschenputtel nach einer Übergangsphase zu einer sauber gekleideten Magd nun tatsächlich eine schöne Prinzessin geworden ist.

Und das muss natürlich gebührend gefeiert werden. Dazu findet am Samstag, 5. November eine offizielle Einweihungsfeier statt. Zunächst wird ab 14.00 Uhr am Marienplatz die Kreisstraße durch den Landrat Günter Rosenke unter Beteiligung der Hauptverantwortlichen seitens des Kreises und der Gemeinde frei gegeben. Anschließend sind alle recht herzlich zu Kaffee und Kuchen auf dem Marienplatz eingeladen, wo man sich dann auch anhand der im Jugendheim ausgestellten Fotos (Michael Hermanns stellt dazu freundlicherweise seine Büroräume zur Verfügung) noch einmal ein Bild von der Sanierungsmaßnahme machen kann. 

Übrigens, inoffiziell wurde die Straße bereits "eingeweiht". Denn ein unachtsamer Autofahrer hat am 13. Oktober eine "schöne" Ölspur über Blankenheimer und Lommersdorfer Straße gezogen und damit einen abendlichen Feuerwehreinsatz provoziert. Die freiwilligen Helfer waren aber wieder einmal sofort zur Stelle und haben die Verunreinigung bestmöglich beseitigt.

Wollen wir hoffen, dass es in der nächsten Zeit dann auch bei diesem einen Einsatz der Feuerwehr auf der sanierten und neu gestalteten Straße bleibt.

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Freilinger Infobox

  • Sa 16.11.: letzte Öffnung Grüngutsammelstelle
  • Sa 30.11.: Barbara-Konzert des Musikvereins Freilingen, 20.00 Uhr Saal Meiershof 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

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