"Meine Liebe zur Heimat hat mir im Laufe meines Lebens viele Aufgaben und Ehrenämter eingebracht. Aus diesen Tätigkeiten heraus habe ich natürlich viele Erfahrungen sammeln können, die mich nun in die Lage versetzen, ein Portrait über Freilingen zu schreiben." So steht es im Vorwort zur Freilinger Chronik, die Albert Luppertz im Mai 2002 herausgegeben hat. Der überzeugte Heimatfreund und engagierte Laienhistoriker, der lange Jahre u.a. auch dem Vereinskartell und Musikverein Freilingen vorstand, verstarb am 26. Februar im Alter von 79 Jahren. Hier ein Nachruf!
Er war stets ein Vereinsmensch durch und durch, der versuchte, die Menschen seiner Heimat zusammen zu bringen, zum Nutzen jedes Einzelnen, aber vor allem auch zum Vorteil der Gemeinschaft.
Immer hatte er die zukunftsfähige Entwicklung des Dorfes im Blick, ohne als geschichtlich interessierter Mensch die Bedeutung der Bewahrung des historischen Erbes und des traditionellen Bewusstseins aus den Augen zu verlieren. Noch bis kurz vor seinem Tod engagierte er sich trotz schwerer Krankheit für die dörfliche Kultur, indem er zum Jahreswechsel noch seinen Freilinger Heimatkalender herausgab und seinem langjährigen Weggefährten in der Vereinsarbeit, Erwin Mungen bei der Erstellung der Gedenktafel für den Friedhof Freilingen behilflich war.
Ja, es war die Geschichte seines Dorfes, die ihn seit seiner frühesten Jugend interessierte und fesselte. Der damalige Pfarrer Spülbeck erkannte schon früh die Interessen des im Juli 1936 geborenen Alberts auch für religiöse Dinge, so dass der Älteste von drei Geschwistern nach seinem Abitur in Bad Münstereifel die Chance bekam, u.a. im Kloster Knechtsteden bei Dormagen das Priesterseminar zu besuchen und Theologie zu studieren. Auch wenn er das Studium letztlich aufgrund seiner Prüfungsangst nicht abschloss und nach einer Zwischenstation bei der Post als Sachbearbeiter bei Klöckner-Humboldt-Deutz in Köln arbeitete, konnte er damals jedenfalls auch seine Lateinkenntnisse vertiefen, die ihm später bei seinen heimatgeschichtlichen Recherchen in verschiedensten Archiven in ganz Deutschland und sogar im benachbarten Ausland hilfreich waren.
Dieses Interesse für die Heimatgeschichte drückte sich auch in seinem Engagement für die örtliche Vereinskultur aus, die er zeitlebens unterstützte und voranbringen wollte und für die er nahezu jedes Wochenende in seinen Heimatort zurückkehrte.
So war er, u.a. neben der Seitenwagenlegende und dem technischen Kopf Otto Hermeling, 1967 Gründungsmitglied im aufstrebenden Motor-Sport-Club Freilingen (MSC), in dem er hinter dem ersten Vorsitzenden Franz-Georg Riethmeister den Platz des 2. Vorsitzenden einnahm. Im September 1968 wurde mit seiner Mithilfe bereits das erste internationale Motor-Cross-Rennen in Freilingen auf dem Gelände "Am Fuchsloch" (einem Hügel an der B 258) organisiert und die laut des Berichtes in der Kölnischen Rundschau eine "Schlammschlacht vor 1000 Zuschauern, die in die Geschichte des Motor-Cross-Amateurverbandes eingehen würde", darstellte. Im Januar 1970 übernahm Albert Luppertz dann selbst den Vorsitz im Verein, den er bis 1974 innehatte und der ihn als Mitorganisator an vielen, erfolgreich veranstalteten Rennen teilnehmen ließ.
In dieser Funktion beteiligte er sich im Juli 1970 an einer Zusammenkunft aller Vereinsvorsitzenden der Freilinger Vereine, in der es um die Gründung eines sog. Vereinskartells gehen sollte. Dies war von der Gemeindeverwaltung an die örtlichen Vereine herangetragen worden, weil man sich in Blankenheim nur einen Ansprechpartner zur Erleichterung der Verwaltungsarbeit und der Vereinsbezuschussung wünschte. Zunächst schlossen sich die Freilinger Vereine allerdings nur lose, ohne satzungsmäßige Bindung zusammen. Albert Luppertz sorgte als kommissarischer Leiter für die Organisation und Schriftführung.
Aufgrund Drängens der Verwaltung auf "geregelte Verhältnisse" traf man sich 1977 dann zur vorschriftsmäßigen Gründung eines offiziellen Vereinskartells, zu dessem Vorsitzenden Albert Luppertz gewählt wurde. Einer der ersten Beschlüsse dieses neuen "Vereinsdachs" war übrigens die Beschaffung von Freilinger Fahnen für eine einheitliche Beflaggung an traditionellen Festen: rot-gold ganz in der Tradition des alten Herzogtums Arenberg, dem Freilingen früher angehörte. Eine Aktion, die Albert Luppertz Zeit seines Vereinslebens sehr am Herzen lag, so dass er nie müde wurde, die Haushalte mit Fahnen auszustatten und für den schönen Anblick eines einheitlichen, mit Fahnen geschmückten Dorfes zu werben.
Die weiteren Aktionen des Vereinskartells in den folgenden Jahren waren dann im Wesentlichen von seinem engagierten Vorsitz geprägt: neben zahlreichen Einzelaktionen wie der Sanierung des Jugendheims 1984, dem "Umzug" des alten Hochkreuzes vom Friedhof an den Freilinger Ortsrand 1991, organisierte er im Herbst 1984 die erste Seniorenfahrt, an der damals gleich über 50 Senioren teilnahmen. Diese Ausflugsfahrt zählte seitdem zum festen Bestandteil der Veranstaltungsplanung und führte die Freilinger Senioren im Laufe der Jahre zu den unterschiedlichsten Orten, z.B. ins Großherzogtum Luxemburg, zum Bundestag nach Bonn oder zur Gedächtnisstätte für die Ardennenschlacht in der Bastogne. Albert übernahm dabei nicht nur die Organisation, sondern auch die Durchführung der Fahrten nebst interessanter Randerklärungen und Hintergrundinformationen.
Zudem oblag dem Vereinskartell die Mitorganisation der Häusertaufe bei der Kirmes. 1978 übernahm der Vereinszusammenschluss unter der Leitung von Albert Luppertz vom Pfarrgemeinderat die Organisation und Ausrichtung des St. Martinsumzuges und einer zentralen Nikolausfeier im Saal Meiershof im Zusammenarbeit mit dem damaligen Freilinger Kindergarten.
Nach über 20 Jahren aktiven Wirkens im Vereinskartell erklärte Albert Luppertz auf der 102. Sitzung des Vereinskartells im September 1999 aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt vom Vorsitz. Dieser Schritt fiel ihm damals alles andere als leicht. Er gab seiner Nachfolgerin in einer anrührenden Ansprache mit auf den Weg, das Vereinskartell nicht wie einen Betrieb zu führen, sondern eher als Familie, mit viel Herzblut.
"Die Wurzeln unseres Handelns im Vereinskartell sind die Tradition und die Religion, auf denen alles basiert", so Albert Luppertz in seiner letzten Sitzung, auf der er auch im Anschluss zum Ehrenmitglied gewählt wurde. Dem Vereinskartell blieb er trotz seines Rücktritts dann noch einige Jahre treu, indem er sich auch weiterhin für die Organisation der Seniorenfahrt bereit erklärte.
Neben seiner Vereinstätigkeit im MSC und im Vereinskartell übernahm Albert Luppertz im Juli 1973 auch den Vorsitz im Musikverein Freilingen, und zwar von Josef Dalboth, der als Gründungsmitglied dem Musikverein zuvor über 20 Jahre vorgestanden hatte.
Bis 1992 und damit selbst fast 20 Jahre, führte er auch die Geschicke dieses Vereins und verhalf dabei u.a. ab 1976 dem beliebten Seefest zu seiner späteren Bedeutung. Dabei war er nie selbst aktiver Musiker im Verein. Seine musikalischen Vorlieben bezogen sich vielmehr auf das Orgelspiel in der Kapelle, das er bei zahlreichen kirchlichen Anlässen übernahm, da er sich als Mitglied des Pfarrgemeinderates auch für die kirchlichen Angelegenheiten verantwortlich fühlte, z.B. auch für die Organisation der ein oder anderen Messdienerfahrt.
Trotz seines vielfältigen vereinsmäßigen Engagements nahm er sich in seiner Freizeit immer viel Zeit, sich der historischen Aufarbeitung der Entwicklung seiner Heimat zu widmen. Besonders stolz war er, als er Anfang der 70er Jahre von Lommersdorfer Seite gebeten wurde, bei den Vorbereitungen bzw. der Organisation der 1000 Jahr Feierlichkeiten in Lommersdorf 1975 mitzuwirken, bei denen auch der Musikverein Freilingen eingebunden war.
In Zusammenarbeit u.a. mit Prof. Heinrich Neu, Kunsthistoriker und Hochschullehrer aus Köln mit Lommersdorfer Wurzeln, kümmerte sich Albert Luppertz damals um die geschichtliche Aufarbeitung des runden Ortsjubiläums. Vielleicht gab dieses Fest damals sogar den Anlass für ihn, 1999 die Lommersdorfer Chronik von Pfarrer Paul Spülbeck aus dem Jahr 1950 zu überarbeiten, in der die Geschichte von Lommersdorf, Freilingen und deren Kirchen aufgearbeitet war.
2002 veröffentlichte er dann nach zahlreichen Recherchen und langen Gesprächen mit Zeitzeugen eine separate Freilinger Chronik, einem Portrait über das Eifeldorf Freilingen im Laufe der Jahrhunderte, in dem auf über 300 Seiten u.a. die Geschichte, die wirtschaftlichen Verhältnisse, die besondere Wohnkultur und die Entwicklung der Freilinger Vereine mit zahlreichen Bildbelegen nachvollzogen werden können. Das Titelblatt zierte dabei eine Zeichnung von Matthias Schorn aus dem Jahr 1977.
"Wir werden sehen, dass es auch von einem schlichten Eifeldorf viele interessante Dinge zu erzählen und festzuhalten gibt, dass es auch in einem einfachen, unbedeutenden Dorf im Laufe der Zeit viele Geschehnisse gab, die man überhaupt nicht vermutet hätte und von deren Existenz mancher im positiven Sinne überrascht sein wird", so Albert Luppertz im Vorwort.
Dort heißt es weiter:" Bei diesem Werk handelt es sich nicht nur um ein faktenreiches Sachbuch, sondern es trägt naturgemäß auch meine ganz persönliche Handschrift mit der Investierung von viel Herzblut, was sich in Freude aber auch in Sorge um die Entwicklung und das Wohlergehen unseres Dorfs und in mancher kritischen Bemerkung äußert. Wobei ich niemandem zu nahe treten möchte, denn ich hatte auch immer das abgeänderte Bibelwort im Hinterkopf, wonach in der Heimat kein Heiliger etwas wert ist".
Albert Luppertz erfüllte sich mit der Herausgabe dieses umfangreichen, für das dörfliche Verständnis überaus wichtigen Werkes selbst einen kleinen Lebenstraum und setzte sich letztlich auch eine Art Denkmal. Denn damit wird den nachfolgenden Generationen auch zukünftig die Möglichkeit geboten, sich auf einzigartige Weise in die Freilinger Geschichte und Entwicklung einzulesen. Auf diese Chronik konnte nicht nicht nur Albert Luppertz selbst, sondern kann auch heute noch die Freilinger Bürgerschaft sehr stolz sein, weil sie unsere besondere dörfliche Identität beschreibt bzw. wiedergibt und nicht viele Orte auf eine eigene Chronik zurückgreifen können.
In seinem Schlusswort führte Albert Luppertz aus:" Die Entwicklung Freilingens in den letzten 100 Jahren war groß, der Wandel vollzog sich fast auf allen Gebieten...So ist es schwierig, zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Jedenfalls möchte ich sagen, dass die sog. gute alte Zeit hier keine gute war und dass es den Menschen in Freilingen noch nie so gut ergangen ist wie in den letzten 50 Jahren"
In meinem Schlusswort möchte ich sagen: Lieber Albert, ohne Dein Engagement, ohne Deinen Einsatz und Dein Mitwirken hätte Freilingen nicht die positive Entwicklung genommen, die es in den letzten 50 Jahren genommen hat. Ich verneige mich vor Deinen Mühen und Deiner Leistung für das Dorf und danke Dir im Namen aller Freilinger Bürger für Dein unermüdliches Wirken, auch wenn dieser Dank Dich zu Lebzeiten vielleicht nach eigenem Empfinden nicht so erreicht hat, wie es vielleicht angebracht gewesen wäre.
Aber so ist das nun einmal mit den Propheten im eigenen Land. Selbst Altkanzler Helmut Kohl äußerte sich zu diesem Thema bereits folgendermaßen: "Dankbarkeit ist im menschlichen Leben selten gesät und in der Politik schon gar nicht. Ich habe eigentlich den größten Ärger mit jenen gehabt, denen ich am meisten geholfen habe."
Und letztlich, lieber Albert, spricht doch das Erreichte für sich, denn das bleibt in jedem Fall im Gedächtnis. Und wenn die von Dir 1991 dem Vereinskartell gestiftete Glocke erklingt, dann geschieht das künftig, um Deiner zu gedenken. In diesem Sinne nehmen wir alle mit bleibenden Erinnerungen und tiefem Dank Abschied.
Die feierlichen Exequien werden am Donnerstag, 10. März 2016 um 14.30 Uhr in der Kapelle in Freilingen gehalten. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Freilinger Friedhof.
Das Rosenkranzgebet wird am Dienstag, 8. März 2016 um 19.00 Uhr in der Kapelle gehalten.
Am Mittwoch, 2. März 2016 besteht ab 18.00 Uhr die Möglichkeit, sich in der Leichenhalle auf dem Friedhof in Freilingen von Albert im stillen Gedenken zu verabschieden.