Das war eine aufregende Nacht in Freilingen bzw. Lommersdorf vom 13. auf den 14. Januar. Doch viele haben davon tatsächlich gar nichts mitbekommen, trotz Feuerwehreinsatzes, Spürhund- und Hubschraubersuchaktion mit Wärmebildkamera und verstärkter Streifenwagenpräsenz. Einige wunderten sich am nächsten Tag sogar völlig ahnungslos über das ominöse weiße Streugut vor ihrer Hauseinfahrt. Hier daher für alle, die die Ereignisse der letzten Nacht im wahrsten Sinne verschlafen haben, ein kurzer Bericht über die spektakuläre Verfolgungsjagd über die Ortsgrenzen und die L 115 hinweg.
Es war ca. 1.15 Uhr als ein Lommersdorfer Lkw-Fahrer durch einen Alarm auf seinem Handy aus dem Schlaf geschreckt wurde. Ganz schnell war ihm klar, dass sich da wohl jemand gerade an seinem Lkw zu schaffen macht, der am Ortseingang von Lommersdorf auf dem weitläufigen Gelände der VR-Bank abgestellt war. Bereits dreimal war er in der Vergangenheit Opfer von sog. Spritdieben geworden, so dass er sich eine besondere Alarmfunktion in sein Fahrzeug eingebaut hatte und auch seine Kleidung so bereit lag, dass er sich sofort samt der ebenfalls alarmierten Freundin auf den Weg machen konnte.
Und so dauerte es auch keine 3 Minuten bis die beiden von der Wohnung in der Ortsmitte mit dem Auto den Tatort erreichten, mit eingeschaltetem Fernlicht auf das Gelände der VR-Bank einbogen und die beiden Täter bei ihrer kriminellen Aktion störten. Aufgeschreckt durch das herannahende Fahrzeug blieb für die beiden Täter keine Zeit mehr, ihr Handwerkszeug einzupacken. Sie ließen den Schlauch zum Abpumpen im Lkw stecken und mussten auch die Autobatterie für die Hochleistungspumpe und damit wesentliche Teile ihres Equipments zurücklassen, um sich gerade noch in ihren weißen Sprinter stürzen zu können und in Richtung L115 davon zu rasen.
Allerdings hatten sie dabei vor lauter Überraschung und Eile ungeschickterweise vergessen, die Schiebetür an ihrem Fluchtfahrzeug richtig zu schließen, so dass bereits bei der Ausfahrt vom Bankgelände die ersten, mit Diebesgut gefüllten Spritkanister aus dem Sprinter flogen, u.a. auch gegen das Auto ihres mutmaßlichen Opfers.
Auch hatten die beiden dunklen Gestalten wohl nicht damit gerechnet, dass ihr "Entdecker" sich keinesfalls damit zufrieden gab, sie bei der Tat zu stören. Denn der beherzte Lommersdorfer nahm darüber hinaus auch noch die Verfolgung der davonrasenden Diebe auf, natürlich nicht ohne vorher die Polizei von der ganzen Aktion und dem eilig notierten Nummernschild in Kenntnis zu setzen.
Und so raste der Kleintransporter mit litauischem Kennzeichen Richtung L 115 und ohne großes Zögern über die Kreuzung hinweg Richtung Freilingen, dicht gefolgt vom Lommersdorfer Berufskraftfahrer und seiner Begleitung. Dabei unterschätzten die Diebe offenbar die Eifeler Witterungsverhältnisse und die einsetzende Straßenglätte. Auf der mittlerweile spiegelglatten Fahrbahn kamen sie ortseingangs von Freilingen in der ersten Linkskurve bereits leicht ins Schleudern, so dass sich wiederum ein Teil der Beute verselbständigte und eine ölige Spur in der Lommersdorfer Straße hinterließ.
Völlig ins Trudeln kam dann der Sprinter voll Sprit aufgrund der hohen Geschwindigkeit dann in der Kurve um die Freilinger Kapelle herum, so dass die beiden Täter die Kontrolle über das Fahrzeug verloren, wiederum etliche Kanister aus dem Laderaum flogen und das Diebesfahrzeug geradewegs auf das Haus des ehemaligen Ortsvorstehers zusteuerte. Dort kam es dann krachened zum Stehen, so dass die Fahrt endgültig beendet war.
Die beiden Übeltäter stürzten sofort aus dem Kleintransporter und wollten das Weite suchen, als sich ihnen der Lommersdorfer mutig mit seinem Auto in den Fluchtweg stellte und dabei offenbar einen der Flüchtenden noch am Bein leicht touchierte. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich die zwei Diebe in den Gärten hinter den Häusern am Marienplatz aus dem Staub machten.
Die geschätzt nur 5 Minuten später am Tatort eintreffende Polizei hatte unterdessen aufgrund der zügigen Information durch den Lommersdorfer bereits die Feuerwehren aus Freilingen und Lommersdorf alarmiert, weitere Einsatz-und Abschleppfahrzeuge herbeigerufen und einen Suchhund geordert, der beim Aufspüren der flüchtenden Täter helfen sollte. Alle trafen nach und nach am Marienplatz ein und nahmen entsprechend ihre Arbeit auf. Wenig später kreiste zudem auch noch ein Hubschrauber über Freilingen, der die Umgebung mit Wärmebildkamera nach dem Diebesduo absuchte, das allerdings in dieser Nacht nicht mehr gefunden und dingfest gemacht werden konnte. Aber wenigstens konnten die direkten Folgen der Verfolgungsjagd zum Teil beseitigt werden.
Denn so wurden noch während der Rekonstruktion des Tathergangs die auf dem Fluchtweg entstanden Diesel-Spuren ordnungsgemäß von der Feuerwehr abgestreut. Da zu befürchten war, dass auch ein nicht unerheblicher Teil der herausgeschleuderten Beute in der Kanalisation gelandet war, waren auch Mitarbeiter der unteren Wasserbehörde und des gemeindlichen Wasserwerks eingeschaltet worden, um die Lage vor Ort zu inspizieren und das Wasser in der Kläranlage Freilingen zu kontrollieren.
Der massive Einsatz der verschiedenen Polizei- und Feuerwehrkräfte und der nächtliche "Menschenauflauf" auf dem Marienplatz blieb natürlich auch bei einigen direkten Anwohner nicht unentdeckt und sorgte für unerwartete nächtliche Aufregung. Einige Freilinger waren zunächst bei dem vielen Blinklichtern von einem verstärkten Winterdiensteinsatz der Gemeindemitarbeiter ausgegangen und rieben sich beim Anblick der Polizeifahrzeuge förmlich die Augen.
Die Aufregung hielt auch am nächsten Tag noch an, als man sich bei Tageslicht die Spuren der vergangenen Nacht noch einmal genauer betrachtete und die spektakulären Geschehnisse der Nacht Revue passieren ließ.
Auch der Lommersdorfer Lkw-Fahrer konnte am nächsten Morgen die Erlebnisse noch immer nicht ganz fassen: "Ich habe seit dieser Nacht so viel Adrenalin im Blut, ich glaube, ich brauche diese Woche keinen Schlaf mehr". Gebraucht hat er aber in jedem Fall eine neue Tankfüllung, denn die zwei Spritdiebe hatten ganze Arbeit geleistet und rund 800 Liter Diesel während ihres nächtlichen Arbeitseinsatzes erfolgreich aus dem vollgetankten Lkw in Lommersdorf in dutzende 20 bwz. 30 Liter Kanister getankt, wenn auch die Freude über die gelunge Umfüllaktion nur kurz anhielt.
So richtige Freude über die erfolgreiche Verfolgung der Täter und die zumindest teilweise Rettung des gestohlenene Diesels kam bei dem wagemutigen Lommersdorfer allerdings auch nicht auf. Die Ladung, die die Flucht von Lommersdorf nach Freilinen unversehrt überstanden hatte, wurde von der Polizei beschlagnahmt und konnte daher vorerst nicht mit nach Hause genommen werden. Da hieß es dann am nächsten Morgen für den Berufskraftfahrer erst einmal wieder: Tanken!
Aber eine Genugtuung bleibt dem gerechtigkeitsliebenden Eifeler dennoch: sein beherzter Einsatz hat jedenfalls diesen dreisten Spritdiebstahl vereitelt und führt letztendlich vielleicht doch noch zu einer Aufklärung der Tat und einer Dingfestmachung der Täter. Jedenfalls haben sie in dieser Nacht ihr komplettes Handwerkszeug zurücklassen müssen, was weitere Straftaten zumindest erschweren wird.