"Ja, ja, das Internet..." produziert manchmal wirklich außergewöhnliche Geschichten. Wie diese von einer ausgefallenen Holzschnitzerei mit kirchlichem Bezug, die nach 25 Jahren zum Künstler zurückfand und dann ausgerechnet am Karfreitag an der Wand des Bürgerhauses seinen endgültigen Platz einnahm. Was es mit dem besonderen Kunstwerk auf sich hat, wieso seine Geschichte auf Facebook eine eigene Wendung nahm und warum das Teil letztlich im Bürgerhaus aufgehängt wurde, kann man im folgenden Bericht nachlesen.
Der 83jährige Alois Koethe aus Freilingen ist ein Mann mit vielen Talenten und noch mehr Leidenschaften.
Er hat u.a. als Stilmöbelpolsterer gearbeitet, alte Autos restauriert und als Bildhauer gewirkt. So hat er Mitte der 80er Jahre den eingemeißelten Schriftzug auf dem Eichendorff-Felsen, dem sog. Düvelssteen bei Nonnenbach erneuert.
Alois ist aber auch ein vielseitiger Musiker mit einem kleinen Faible für ausgefallene Instrumente. So spielt er neben Gitarre, Didgeridoo auch verschiedene südamerikanische Instrumente und seit 1 1/2 Jahren nun auch noch mit voller Begeisterung Saxofon, was er sich überdies selbst beigebracht hat.
Er liebt alte Dinge (vor allem alte Nähmaschinen der verschiedensten Marken) und schreibt gerne Gedichte. Wofür er sich aber überhaupt nicht interessiert und womit er sich folglich gar nicht beschäftigt ist das Internet und Soziale Medien. Das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter des gebürtigen Düsseldorfers zu tun, sondern eher mit seiner Vorliebe für das Greifbare und sinnlich Erfahrbare.
Doch manchmal holt auch Alois die digitale Welt ein. So geschehen Ende März, als eine Holzschnitzerei von Alois die Facebook Community beschäftigte und aufrührte.
Die Holztafel (sie zeigt die beiden Kirchen der Pfarrgemeinde St. Philippus und Jakobus Lommersdorf/Freilingen) war auf der Seite "Eifel für Eifel" zum Verschenken von Veronika Ahanaev angeboten worden, die neu in Lommersdorf zugezogen ist und der das Kunstwerk in die Hände gefallen war.
Dabei muss man wissen, dass diese Facebook-Gruppe vor 5 Jahren in der Corona-Zeit als Anlaufstelle für gegenseitige Unterstützungs- und Hilfsdienste gegründet worden war. Nach der Flut war sie für viele Betroffene aufgrund der verschiedensten Angebote ein Hoffnungsschimmer in schwerer Zeit, zumal die Seite mit inzwischen rund 42.000 Mitgliedern eine enorme Reichweite hat.
So verwundert es auch nicht, dass sich bereits kurz nach Veröffentlichung des außergewöhnlichen Angebotes direkt einige Interessenten meldeten. Dem ersten wurde dann die Schenkung auch gleich zugesagt.
Dieses außergewöhnliche Kunstwerk müsse in Lommersdorf oder Freilingen bleiben, so aber die Meinung einiger Gruppenmitglieder aus der Gemeinde Blankenheim, die sich nachdrücklich für den Verbleib der Schnitzarbeit in der Pfarrgemeinde einsetzten.
Letztlich intervenierte Alois Tochter Bianca. Sie nahm Kontakt zur Besitzerin auf und bat sie mit entsprechenden Argumenten, die gesegnete Tafel wieder an ihren Vater zurück zu geben, damit dieser als Künstler entscheide könne, was mit seinem Werk passiere. Dem kam Veronika Ahanaev letztlich nach und brachte das gute Stück persönlich nach Freilingen zu Alois zurück.
Dieser entschied, es dem Vereinskartell zu überlassen.
Und so kam es, dass das Kunstwerk am Karfreitag seinen Weg in das Bürgerhaus fand, in der Nähe der vielen Urkunden, die Freilingen bei diversen Wettbewerben gewonnen hat.
Die Tafel kann sich nun einem größeren Publikum erfreuen, als wenn es an einer privaten Wohnzimmerwand oder gar in einem dunklem Keller gelandet wäre.
Das sakrale Kunstwerk hängt übrigens jetzt in guter Gesellschaft, gleich unter einer original Zeichnung der Freilinger Muttergottes. Dieses Bild war ursprünglich im Besitz von Matthias Korth und wurde nach dessen Tod ebenfalls dem Vereinskartell und damit der Dorfgemeinschaft geschenkt, um es öffentlich zu zeigen. Es hängt schon seit längerem im Bürgerhaus, allerdings bisher in einer eher unscheinbaren Ecke.
"Kirche und Madonna" sind nun auf wunderbare Weise an gut sichtbarer Stelle im Bürgerhaus vereint.
Vielen Dank an Alois Koethe für die Überlassung seines Werkes!