Ein besonderes Ereignis in Freilingen... - In der Geschichte von Freilingen gibt es viele Tage, Momente und Ereignisse, die für den Ort oder die Menschen von besonderer Bedeutung sind und daher in irgendeiner Form, entweder in einer Chronik oder der Lokalpresse Erwähnung gefunden haben. Vielleicht können sich sogar einige noch ganz genau an diesen Tag bzw. dieses Ereignis erinnern. In jedem Fall sind diese Momente es wert, dass man ab und an auf sie zurückblickt, damit bestimmte Leistungen, Ereignisse und Personen, die Freilingen geprägt haben und daher für die Geschichte Freilingens bedeutsam sind, nicht nur in unserem "Online-Archiv" in Erinnerung bleiben. Diesmal schauen wir auf ein Ereignis zurück, das in diesem Jahr 45 Jahre zurück liegt: die offizielle Fertigstellung des Freilinger Sees im Mai 1976...
Die Geschichte des Freilinger Sees!
Als man im damals noch zuständigen Regierungspräsidium Aachen im Januar 1969 eine Reise in das „Amt Blankenheim“ startete, ahnte in Freilingen noch niemand, was sich aus diesem Besuch des damaligen Regierungspräsidenten Dr. Josef Effertz beim Amtsdirektor Peter Reger in der schönen Eifel einmal entwickeln würde.
Auf der Tagesordnung der beiden Herren stand kurz vor der offiziellen Umsetzung der kommunalen Neugliederung und damit der Geburt der „Gemeinde Blankenheim“ ein Projekt, das der Region mit nicht unerheblichen Fördermitteln des Landes NRW immensen Aufschwung bringen sollte und auch würde: die Aufstauung des Weilerbachs zu einem See.
Diese Idee war gekommen, da die Kreisstraße 41 zwischen Reetz und Freilingen über den Weilerbach hinweg neu trassiert werden musste.
(das Weilerbachtal mit der Straße nach Reetz vor dem Stauseebau, 1969; Fotos: Freilinger Dorfchronik, Erwin Mungen)
Warum dann nicht den Straßendamm gleichzeitig für eine Talsperre im Wasserlauf des Baches nutzen und neben dem Hochwasserschutz auch einen touristischen Mehrwert erzielen?
Die Vorstellung von einem Freilinger See schien den Verantwortlichen jedenfalls gut zu gefallen. Und so verlief der Besuch in der Eifel und auch die weiteren Gespräche zwischen Amtsdirektor Reger und Dr. Effertz ausgesprochen konstruktiv und positiv. Damit wurde die Hoffnung in Blankenheim geschürt, dass ein solch einzigartiges und umfangreiches Projekt tatsächlich in Blankenheim realisiert werden könnte.
Bereits im März 1969 informierte der Blankenheimer Amtschef die politischen Vertreter im Ausschuss für Werbung, Wirtschaftsförderung und Fremdenverkehr des Amtes Blankenheim über diesen Besuch und die Möglichkeit der Anstauung.
Das Großprojekt stieß auch vor Ort auf großen Zuspruch, da mit dem Vorhaben letztlich auch die Wirtschaftskraft in der eher strukturschwachen Gemeinde gefördert werde konnte. Der "Grundstein" für das Staubecken Weilerbach war damit gelegt.
Es folgten Untersuchungen des geologischen Landesamtes in Krefeld, da natürlich erst ein Gutachten erstellt werden musste, ob das Tal oberhalb von Freilingen überhaupt für ein solches Vorhaben geeignet war. Das Gutachten fiel positiv aus, so dass der Rat des Amtes Blankenheim schon im April 1969 beschloss, die Planung für die Errichtung der Stauanlage in Auftrag zu geben.
Mit dieser Arbeit wurde das Ingenieurbüro Rudolph Nagelschmidt aus Mechernich beauftragt, so dass die planerischen Arbeiten zügig beginnen konnten. Parallel dazu wurden die für das Projekt laut Planentwurf erforderliche Flächen im Rahmen der Freilinger Flurbereitung vom Amt für Agrarordnung Euskirchen der Gemeinde zugeteilt. Im August 1973 waren diese Vorarbeiten abgeschlossen und es konnte mit dem Bau des Freilinger Sees begonnen werden.
Als Generalunternehmer für das 8,7 Millionen DM teure Großprojekt wurde die Firma Kotthaus aus Eschweiler beauftragt, die unter der Aufsicht des staatlichen Amtes für Wasser- und Abfallwirtschaft in Aachen in einem Tal zwischen Freilingen und Reetz eine Stauanlage errichten sollte.
Der Bau des Straßendammes schritt ohne große Probleme voran. Er wurde als „Steinschüttdamm mit bituminöser Außenhautdichtung“ errichtet. Mit seiner Länge von 420 m, einer Kronenbreite von 13,5 m und einer maximalen Dammhöhe von rund 23 m stellte die Trasse schon ein sehr imposantes Bauwerk da. Da stellten sich nicht wenige die Frage, ob das Becken überhaupt vollständig mit Wasser geflutet werden könnte.
Mit der „Einstauung“ wurde bereits im Sommer 1975 begonnen und damit einige Monate vor der endgültigen Fertigstellung im Mai 1976.
(Richtfest am Freilinger See 1976)
Der See füllte sich zu Anfang tatsächlich recht langsam, was jetzt nicht unbedingt daran lag, dass manche Landwirte „die neue Wasserstelle“ dazu nutzten, um ihre Wasserfässer zu füllen. Die Kölnischen Rundschau unkte in einem Bericht über das Großprojekt im Juli 1975 sogar noch von einer „See-Pfütze in Freilingen“, die nur einige Morgen groß" sei. Dennoch fanden sich nach und nach sogar schon die ersten Badegäste und Paddelboote ein, die das kontinuierlich steigende Wasser bestimmungsgemäß nutzten.
Im Dezember 1976 war das Staubecken dann aber doch bereits gänzlich gefüllt und ein Stauziel von 447, 78 m ü.NN erreicht. Damit waren rund 780 000 cbm Wasser angestaut worden. Am Ende lief der See dann sogar noch zum ersten Mal über, obwohl 1975 und 1976 ausgesprochen trockene Jahre waren. Damit verstummten auch die Spötter aus den umliegenden Dörfern, die immer wieder mutmaßten, dass der See nie "voll" werden würde.
Und die Weilerbachquelle sorgt auch dafür, dass der See stets gut gefüllt ist: 16 Liter pro Sekunde sprudeln aus der Quelle und fließen über den Zufluss des Weilerbachs in den 750 Meter langen und 8,72 ha großen Stausee, was einer Jahresmenge von 2,5 Millionen Kubikmetern Wasser entspricht.
Offiziell eingeweiht wurde der See dann am 23. September 1977 mit einem großen Fest und zahlreichen Gästen, u.a. Peter Milz MdB und Landrat Josef Linden und einem musikalischen Rahmenprogramm des Freilinger Musikvereins. Allerdings wollte damals das Wetter nicht so richtig mitspielen, so dass der Festakt schnell in die neue Bürgerhalle nach Lommersdorf verlegt wurde, wo es einen Kölsch-Umtrunk mit Imbiss gab. Damit fiel allerdings auch die Gelegenheit für die Festgäste, an einer Bootsfahrt auf dem See teilzunehmen, ins Wasser.
Trotz dieses kleinen wettermäßigen Fehlstarts entwickelte sich der See schnell zu einem beliebten Bade- und Erholungsort in der Region, obschon eine touristische Infrastruktur anfangs noch fehlte und erst nach und nach am See entstand.
(Foto: © Marco Reetz)
Auch ausreichende Parkfläche waren anfangs noch Mangelware, so dass an sonnigen heißen Wochenenden sämtliche Feldwege um den See herum zugeparkt waren. So zählte die Polizei im Juli 1983 zwischen Freilingen und Reetz schon 500 Fahrzeuge.
Heute steht auf insgesamt 3 großen Parkplätzen auf der Westseite und einem großen Parkplatz auf der Ostseite ausreichend Parkfläche zur Verfügung. Allerdings ist gerade in den letzten heißen Sommern der Besucherandrang enorm gestiegen. Nicht zuletzt, weil in den vergangenen Jahren die Attraktivität des Sees durch verschiedene Maßnahmen gesteigert worden ist.
Neben den beiden, bereits vor Jahren gebauten Grillhütten, gab es auch schon seit vielen Jahren einen Kiosk am See. Dieser wurde Ende 2018 umgebaut und um eine großzügige Terrasse und ein Taucherhaus erweitert. Im Mai 2019 wurde dort die neu gestaltete Seebar mit 100 bis 150 Sitzplätze eingeweiht, in der man bei Pizza oder einem Kaltgetränk den Sonnenuntergang am Freilinger See genießen kann. Fast wie im Urlaub.
Auf einem Fitness- und Balancierparcours kann man sich überdies bereits seit 2012 fit halten.
Im letzten Jahr wurden zudem auch endlich verschiedene Einzelmaßnahmen aus dem großen „Gestaltungskonzept Freilinger See“ umgesetzt, das bereits 2015 entwickelt worden war. Nach jahrelanger Fördertopfsuche konnte 2019 eine LEADER-Förderung für die geplanten Gesamtkosten in Höhe von rund 263.000 € erreicht werden, mit der 2020 und 2021 verschiedene Projekte in Angriff genommen werden konnten. So wurde der Rundweg saniert, ein Bolzplatz und ein Kinderspielplatz mit einem tollen Piratenschiff angelegt.
Für die jungen Badegäste hat man zudem einen großen Wasserspielplatz mit Schöpfbecken und Wasserspirale am Rande einer Flachwasserzone errichtet. Das Ganze wird durch eine neue Beschilderung, Sitzmöglichkeiten und Fahrradständern abgerundet.
In den letzten Wochen wurden überdies auf der Ostseite des Sees, der sog. "Steinseite", zwei Zugänge zum Wasser geschaffen, um auch auf dieser Seite für die Badegäste einen besseren Einstieg in den See zu ermöglichen. Damit wurde auch hier die Aufenthaltsqualität noch einmal verbessert, nachdem bereits im vergangenen Jahr der steinige Liegebereich mit Mutterboden aufgefüllt und eingesät worden war.
Wenn dann noch im Zuge der Errichtung einer Elektroladesäule auf dem Parkplatz die Strom- und Entsorgungssituation für größere Veranstaltungen und Feste an den Grillhütten verbessert wird, dann wird auch die Durchführung des traditionellen Seefestes des Musikvereins Freilingen vereinfacht, das seit Jahrzehnten die größte Veranstaltung am See darstellt. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Fest nach dem coronabedingten Ausfall im letzten und auch in diesem Jahr bald wieder stattfinden kann.
Ob dies auch für den Ende Juni 2019 erstmals erfolgreich durchgeführten Eifel Hero Triathlon zutrifft, der für ein Wochenende hunderte Sportfreunde an den See gelockt hat, bleibt abzuwarten. Diese Veranstaltung hat jedenfalls gezeigt, dass das Potenzial des Sees groß ist, sowohl in sportlicher als auch in touristischer Hinsicht, zumal der See durch den 5 Sterne Campinganlage „Eifel-Camp“ für Urlauber beste Voraussetzungen für die schönste Zeit des Jahres bietet.
(Foto: © Erwin Mungen)
Der Freilinger See - ein Ort, an dem Einheimische wie Gäste wunderbare, erholsame Stunden verbringen können!
(Quelle: Freilinger Dorfchronik von Albert Luppertz)