"Hast du einen Garten, dann hast du alles, was du brauchst" - der eigene Garten hat gerade in diesem verrückten Corona-Jahr eine ganz besondere Bedeutung, nicht zuletzt, weil fast alle auch ihren Urlaub in heimischen Gefilden verbringen werden. Wir haben uns gefragt, wie die grünen Wohnzimmer in Freilingen gestaltet sind. Worauf wird besonders Wert gelegt, welche Blumen bzw. Pflanzen liegen den Hobby-Gärtnern am Herzen? In einer kleinen Serie stellen wir einige ganz besondere Gartenanlagen in Freilingen vor, die so ohne weiteres nicht von außen einsehbar sind. Dabei haben wir wunderbare Einblicke in die privaten grünen Wohnzimmer erlangen können, die uns selber völlig überrascht haben. Im zweiten Teil dürfen wir einen Blick in den Garten der Familie Jäger werfen. Wieder sehr beeindruckend und nicht nur für Gartenliebhaber überaus interessant!

 

Private Gärten können je nach Vorliebe und Anspruch sehr unterschiedlich gestaltet sein. Größe, Anpflanzungen, Nutzungsmöglichkeit, konkrete Ausgestaltung und Lage können so verschieden sein, dass man glauben könnte, man hätte es mit einer anderen (Garten-) Welt zu tun. 

Wie in einem anderen "Universum" fühlt man sich gar nach dem Besuch in unserem ersten Teil der "Entdeckungsreise" durch versteckte grüne Winkel in Freilingen, wenn man anschießend den Garten der Familie Jäger betritt. Was sich hier hinter hohen Bäumen und Sträuchern verbirgt, lässt vor allem die Herzen der Naturliebhaber höher schlagen. 

 

2. "Der Naturpark" - das Vogel- und Insektenparadies von Helga und Robert Jäger

Meine zweiter Gartenbesuch führt mich, vorbei an einem unmissverständlichen Statement durch einen kleinen Torbogen in die "Wildnis Kanadas", so bezeichnet Robert Jäger selbst die von der Straße aus nicht einsehbare, zugewachsene Anlage hinter dem 1988 bezogenen Haus.

Beim ersten Blick in das weitläufige Grün habe ich zunächst dagegen den Eindruck, in einem großen englischen Garten zu sein.

Einer von insgesamt 7 großen, intensiv duftenden und reichlich blühenden Fliederbüschen säumt eine riesige Gartenfigur, eine anmutige Frauen-Statue aus Terracotta, die sich in die Kulisse der vielen große Bäume mit ihrem interessanten Schattenspiel um sie herum wunderbar einfügt. Das erinnert mich eher an einen herrschaftlichen Garten als an Kanada. 

Bei unserem Gartenrundgang kommen wir dann vorbei an weiteren Gartenfiguren zu einem stattlichen Steinhaufen.

"Alle Steine hier haben wir einzeln per Hand auf dem Gelände nach den verschiedenen Bodenaushüben aufgesammelt und zusammengetragen", beschreibt der gut gelaunte Gartenbesitzer die Anhäufung aus Feldsteinen, unter die sich auch zwei Grenzsteine von der aus verschiedenen Gründstücken zusammengesetzten Gesamtanlage gemischt haben.

Der künstliche Berg ist von Storchenschnabel und verschiedenen Hauswurzarten (Sempervivum) bewachsen und mit zahlreichen Fossilien belegt, die Helga begeistert zusammengetragen hat. Sie hat sogar einmal extra einen Kurs bei der VHS belegt, in dem man die Präparation von Fossilien erlernen konnte, so dass die Urzeitlichkeit noch besser zum Ausdruck kommt. Sie zeigt mir mehrere bearbeite Fundstücke und ich kann ihre Begeisterung verstehen. 

Auf der weiteren Erkundungstour durch den Garten bekomme ich dann doch eine Ahnung davon, was Robert mit dem Vergleich "Wildnis Kanada" zum Ausdruck bringen wollte. Die Größe und Weitläufigkeit des Geländes sind beeindruckend. Stolze 5000 m² misst der eigenltiche Garten, der sich in südliche Richtung in einer Hanglage wie ein Naturreservat präsentiert.

"Man muss der Natur ihren Lauf und Lebensraum lassen", ist die oberste Prämisse des Gartenherrn. Dass er nicht allzu sehr in den natürlichen Wuchs eingreifen will, zeigt sich vor allem am ersten von insgesamt 3 Teichen, an denen wir vorbeikommen.

1990 angelegt ist er inzwischen ziemlich zugewachsen und man erkennt nur versteckt den Restbestand der Seerosen, die das Gewässer einmal geziert haben. Der weiblichen Bronzefigur am Teichrand scheint diese Urwüchsigkeit zu gefallen.

Gleich neben der Dame fällt ein "Mehrfamilienhaus" ins Auge. Das große blaue Vogelhaus, das insgesamt drei Nistplätze bietet, ist einer von über 40 Nistkästen, die die Gartenbesitzer zum Teil hoch oben in den vielen Bäumen und Sträuchern angebracht haben.

"Wir haben hier eine Auslastung von 50 %", erklärt Robert freudig. Viele Häuschen hat er selbst gebaut, zum Teil nach gekauften Vorlagen. Und wie es sich für einen "Immobilienbesitzer" gehört, kümmert er sich auch intensiv um den Erhalt des Gebäudebestandes.

"Im Herbst werden alle Kästen sauber gemacht. Und im Frühjahr schaue ich noch einmal überall nach dem Rechten. Oft entdecke ich dann diverse Hinterlassenschaften, die belegen, dass auch im Winter die Häuschen genutzt worden sind. Dann wird noch einmal gereinigt", erklärt mir der Vogelliebhaber. Da hat man reichlich zu tun, denke ich mir beim Blick in die zahlreich besetzten Baumwipfel.

Einer seiner Mieter scheint mit der Wohnungszuweisung nicht immer einverstanden zu sein. Robert zeigt mir einen Nistkasten, der eigentlich für einen Kleiber gedacht war, aber seitlich ein großes Loch aufweist. "Das war ein Buntspecht, dessen Familie seit Jahren den Garten bevölkert", erzählt er weiter.

Und die häusliche Randale ist tatsächlich auch noch an anderen Häusern zu beobachten. "Der versucht immer wieder, in Kästen mit kleinen Einfluglöchern für Meisen, Sperlinge und Kleiber (28-32 mm) hineinzukommen" lacht er und scheint das dem Vogel nicht einmal übel zu nehmen.

Mehr belastet ihn dagegen, dass er vor wenigen Wochen zwei tote Blaumeisen im Garten gefunden hat, die offensichtlich an der zur Zeit grassierenden Blaumeisenkrankheit, ausgelöst durch das Bakterium Suttonella ornithocola gestorben sind. Das hat er sofort dem NABU mitgeteilt, der alle Gartenbesitzer dazu aufgerufen hat, kranke und tote Tiere zur Erforschung der Krankheit zu melden. 

Am Fehlen eines funktionierenden Ökosystems kann der betrübliche Fund hier im Garten jedenfalls nicht gelegen haben. Denn das Nahrungsangebot für die Vögel ist hier mehr als reichlich, sowohl was das Angebot an Insekten als auch Sämereien und Früchten angeht. Unzählige Heckenrosensträucher, Obstbäume, Beerensträucher und Weinreben sind auf dem Gelände der Familie Jäger zu finden, auf dem vor dem Hausbau nur zwei Pflaumenbäume standen.

Auffällig ist, dass immer auch verschiedene Insektenhotels in der direkten Nähe der Weinreben und Himbeersträucher angebracht sind, Dutzende über das ganze Gelände verteilt. "Damit werden die Insekten direkt zu den Blüten gelockt, was eine Bestäubung sichert und einen hohen Ertrag erwarten lässt", erklärt mir Robert.

Wenn es aber um die eigentliche Ernte ginge, seien sie meistens nur "zweiter Sieger", da oftmals über Nacht vor allem die Eichhörnchen und Siebenschläfer über die süßen Früchte herfielen. Man muss eben auch gönnen können. Helga und Robert scheinen keinesfalls nachtragend wegen des Mundraubes zu sein.

Und dann erklärt der passionierte Heimwerker mir, was man beim Bau von Insektenhotels beachten muss. So sollte man vor allem abgelagertes Hartholz verwenden, wie Eiche oder Buche. Nadelholz ist eher ungeeignet. Die Bohrungen sollten einen Durchmesser von 2 – 9 mm haben, wobei ein Durchmesser von 3 – 6 mm dominieren sollte, da häufig gerade die kleineren Gänge Mangelware an unseren Nisthilfen sind. Bedingt durch ihre unterschiedliche Körpergröße besiedelt jede Art die für sie geeigneten Löcher.

Und wie er mir das alles erklärt, kann man beobachten, wie Wildbienen ihr Hotelzimmer aufsuchen. Robert freut sich sichtlich über den Besuch. 

Wir spazieren weiter über dezent gemähte Rasenflächen vorbei an einem weiteren Feuchtbiotop den Hang hinunter und besichtigen die verschiedensten Gartenbereiche.

Man erkennt in einem versteckt liegenden hinteren Teil einen riesigen Totholzhaufen, der ebenfalls bewusst für die vielen Mitbewohner im Garten angelegt worden ist.

Andere Bereiche wirken regelrecht zugewuchert.

"Das ist mein Prunkstück" erzählt Robert und zeigt auf einen dicht bewachsenen Bereich am Rande des Gartens, wo dutzenden Heckenrosen stehen, die zugewachsen scheinen. "Hier finden die Insekten alles, was sie brauchen", beschreibt er liebevoll die vermeintlich wilde Vielfalt und man merkt ihm seine Naturliebe förmlich an.

Für Kinder wäre das hier ein Paradies zum Versteckspielen.

Doch auch wenn der Natur in diesem Garten viel Freiraum und Freiheit gewährt wird, hat man dennoch nicht den Eindruck, dass der Garten ungepflegt ist, im Gegenteil. Denn es gibt hier reichlich, was auf den verschiedenen Gartenebenen zur besseren Entfaltung zurückgeschnitten und gepflegt werden muss und auch wird.

Das ist dann wohl eher die Aufgabe von Helga, die nach Aussage ihres Mannes manche Tage morgens um acht in den Garten geht und sich erst abends um zehn wieder ins Haus begibt. Helga schwärmt  bei unserem Rundgang dann vor allem auch von den kleinen versteckten Blumenbeeten unter den Bäumen und dem großen Beet Richtung Hausterrasse. 

Dort haben sich zwischen zahlreichen Gartenkräutern in diesem Jahr etliche Mohnblumen ausgesät, die darauf warten, ihre Blüten zu öffnen.

Direkt unterhalb der Terrasse entdecke ich einen riesigen "Teich".

Die zwei erzählen, dass hier eigentlich ein Schwimmbecken geplant und Ende der 80ger Jahre auch in der Grundform für 100 m³ Wasser gebaut worden war. Als nach ein paar Jahren aber immer noch nicht die Fliesen angebracht waren, entschloss man sich, das Becken, das sich inzwischen mit reichlich Regenwasser gefüllt hatte, als Fischteich umzuwidmen. Von den ehemals eingesetzten Fischen schwimmen jetzt nur noch zwei, ca. 20 Jahre alte Goldorfen und 2 Goldfische in dem grünlichen Gewässer herum. "

Vor kurzem hat sich hier ein Fischreiher bedient und 5 Fische geklaut", führt er leicht verärgert an. So weit geht die Vogelliebe dann doch nicht. Umso mehr Platz haben jetzt die "Überlebenden", die sich ausschließlich von den Algen und Insekten im und am Wasser selbst ernähren müssen.

Zusätzlich reichlich Futter, vor allem in der kalten Jahreszeit bekommen dagegen die Eichhörnchen. Im überdachten "Drive-In" können sich die niedlichen Vertreter dann an den vielen Nüssen bedienen, die sie von den Hausherren großzügig zur Verfügung gestellt bekommen.

Auch in einem großen Futterhaus werden die Leckereien angeboten. "Ich weiß nicht, wie viele Säcke Nüsse und Vogelfutter ich über den Winter in den Futterstationen verteilt habe", berichtet Robert und führt gleichzeitig an, dass die Winterfütterung immer wichtiger werde, da das Nahrungsangebot für die Tiere immer knapper würde. 

Aber auch diese Investition ist ihm sein Naturpark wert.

Helga und Robert lieben ihren Garten und dessen Bewohner, das ist mir bei dem rund einstündigen Rundgang klar geworden. Und wenn sie einmal nicht im Garten aktiv sind, dann setzen sie sich nicht etwa einfach in eine Gartenecke (erstaunlicherweise gibt es außer auf der Terrasse im gesamten Garten keinerlei Sitzplätze, Gartenbänke oder Pavillons!), sondern gehen ihrem zweiten großen Hobby nach, dem Holzmachen.

Rund 30 m arbeiten die beiden emsigen Rentner auf einer Wiese direkt neben dem Garten in eingespielter Zusammenarbeit auf, trotz ihres fortgeschrittenen Alters, fast so, als ob sie abgeschieden in einem Blockhaus in den Weiten Nordamerikas leben würden. Insofern ist dann also doch etwas dran, wenn er von der Wildnis Kanadas spricht. 

Und wenn man das Gelände von oben betrachtet, dann kann man ihm wirklich Recht geben!

 Wer hätte das gedacht? Kanada...mitten in Freilingen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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